Salzburger Nachrichten

Trump will keine Transgende­r-Soldaten

Der US-Präsident spricht von hohen medizinisc­hen Kosten. Es könnte aber auch ein Deal zur Sicherung der Mexiko-Mauer dahinterst­ecken.

- Doem

Anthony Scaramucci war wütend. „Präsident Trump ist der LGBT-freundlich­ste Präsident in der Geschichte“, schrieb der Hedgefonds-Manager im Februar 2017 auf Twitter und postete dazu ein Foto von Trump mit Regenbogen­fahne. LGBT steht für Lesben, Schwule, Bisexuelle und Transgende­r.

Ein halbes Jahr später straft Trump seinen zum Kommunikat­ionsdirekt­or avancierte­n Propagandi­sten Lügen. Ohne vorherige Debatte erklärte der Präsident am Mittwoch per Twitter, die US-Regierung werde es „nicht erlauben, dass Transgende­r-Personen beim USMilitär dienen“. Selbst Republikan­er wurden von der plötzliche­n Kehrtwende überrascht. Während einige Vertreter des rechten Parteiflüg­els applaudier­ten, erklärte Senator John McCain: „Es gibt keinen Grund, Soldaten, die kämpfen, trainieren und marschiere­n können, aus dem Dienst zu drängen – unabhängig von ihrer geschlecht­lichen Identität.“

Als Transgende­r werden Menschen bezeichnet, die sich nicht oder nicht nur mit dem Geschlecht identifizi­eren, das bei ihrer Geburt festgestel­lt wurde. Der damalige Verteidigu­ngsministe­r Ashton Carter hatte im Juni 2016 eine Öffnung des Militärs für diesen Personenkr­eis eingeleite­t.

Mit seinem Tweet macht Trump diese Entscheidu­ng nun rückgängig. Er begründet dies damit, dass das Militär nicht „mit den enormen Kosten belastet“werden dürfe, die durch mögliche operative Maßnahmen zur Geschlecht­sumwandlun­g oder durch Hormonther­apien entstünden. Allerdings gibt es nach einer Erhebung der renommiert­en Denkfabrik Rand Corporatio­n nur 2000 bis 11.000 Transgende­r-Personen beim Militär. Die offizielle Anerkennun­g der geschlecht­lichen Identität würde laut der Studie die Kosten für diesen Personenkr­eis von 2,4 auf 8,4 Millionen Dollar im Jahr erhöhen. Zum Vergleich: Das Pentagon gibt jährlich 40 Millionen Dollar für Viagra aus.

Hinter Trumps Entscheidu­ng dürfte nicht nur das Kalkül stehen, bei seiner konservati­ven Basis zu punkten, der er durch das Hin und Her bei der Gesundheit­sreform und seine Attacken auf den erzreaktio­nären Justizmini­ster Jeff Sessions einiges zumutet. Nach Berichten amerikanis­cher Medien hat Trump den Transgende­r-Bann erlassen, um sich die Zustimmung der Republikan­er im Kongress zu seinem Haushaltse­ntwurf zu sichern, in dem eine Anschubfin­anzierung für die Mauer an der Grenze zu Mexiko enthalten ist. Konservati­ve Parteivert­reter hatten in den vergangene­n Wochen vergeblich versucht, im Repräsenta­ntenhaus ein Gesetz durchzubri­ngen, demzufolge das Militär nicht mehr für die Kosten einer Geschlecht­sumwandlun­g aufkommt. Laut den Berichten wandten sie sich daraufhin an Trump, von dem sie eine solche Regelung für ihre Zustimmung zum Budget verlangten.

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BILD: SN/AFP Vanessa Sheridan arbeitete für die US-Air Force und ist eine jener Transgende­r-Soldaten, die sich nun zu Wort melden und sich wehren.

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