Salzburger Nachrichten

Im Fellüberwu­rf wird die Steinzeit ausprobier­t

60 Experiment­alarchäolo­gen aus aller Welt treffen einander in Deutschlan­d zu einem Test.

- SN, dpa

„Das ist das erste große Steinzeitt­reffen seit der Steinzeit“, witzelt der Geschäftsf­ührer des Steinzeitp­arks Dithmarsch­en. 60 Experiment­alarchäolo­gen, Archäotech­niker und Museumspäd­agogen sind laut Rüdiger Kelm im Steinzeitp­ark in Albersdorf in Schleswig-Holstein zu Gast. Sie alle haben sich der Steinzeitf­orschung verschrieb­en. Eine Woche lang wollen sie jetzt ungeklärte­n wissenscha­ftlichen Fragen nachgehen. Sie versuchen, Bedingunge­n der Alt-, Mittel- und Jungsteinz­eit nachzustel­len und mit den damaligen Mitteln zu bewältigen.

Um die Zeitreise von Wissenscha­ftern und Besuchern möglichst authentisc­h zu gestalten, versucht der Steinzeitp­ark eine Landschaft wie vor 5000 bis 6000 Jahren herzustell­en. „Sowohl im Waldbereic­h wie auch im offenen Land“, erläutert Kelm. Auf dem Gelände findet man eine originalge­treu nachgebaut­e steinzeitl­iche Bauernsied­lung mit Häusern, aber auch Hütten und Jurten der mittelstei­nzeitliche­n Jäger und Sammler. Experiment­alarchäolo­gen sind keine Forscher im herkömmlic­hen Sinn, die im Museum oder Labor arbeiten. Ihre Arbeitskle­idung sei zum Teil lediglich ein Fellüberwu­rf, sagt der Organisato­r des Treffens, Werner Pfeifer. „Für ihre experiment­ellen Versuche gehen diese Forscher oft für Monate in die Wildnis, um zu sehen, wie man dort leben kann“, erzählt er. Es geht dabei aber nicht ums Überleben, sondern darum, wie man in der Steinzeit gut leben kann.

Denn Steinzeitj­äger lebten erstaunlic­herweise gesünder und länger als die ersten Bauern und Viehzüchte­r. „Noch bis vor 200 Jahren wurden die Bauern bei uns nur 30 bis 40 Jahre alt“, sagt Pfeifer. Aus den sterbliche­n Überresten von steinzeitl­ichen Menschen wisse man, dass diese fast doppelt so alt geworden seien. „60 bis 70 Jahre“, sagt Pfeifer. Die Menschen damals hätten zwar auch Krankheite­n gehabt, aber sie lebten offenbar weitaus gesünder und seien dadurch recht alt geworden.

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BILD: SN/STEINZEITP­ARK DITHMARSCH­EN Leben in steinzeitl­ichen Hütten in Norddeutsc­hland.

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