Streit um das Gold der Griechen
Ein kanadischer Bergbaukonzern stoppt seine Investitionen und könnte zwei Milliarden Euro abschreiben.
Eines der größten ausländischen Investitionsvorhaben in Griechenland steht vor dem Aus: Der kanadische Bergbaukonzern Eldorado Gold teilte am Montag mit, dass er mit Wirkung vom 22. September alle Projekte in Griechenland wegen bürokratischer Hürden und politischer Widerstände stoppt. Die Entscheidung ist ein Alarmsignal für ausländische Investoren.
Für zwei Milliarden Euro hatte Eldorado 2012 die griechische Minengesellschaft Kassandra übernommen. Eine weitere Milliarde investierten die Kanadier über ihre griechische Tochtergesellschaft Hellas Gold in neue Stollen und Aufbereitungsanlagen auf der nordgriechischen Halbinsel Chalkidike und in Thrazien. Griechenland sollte zum größten Goldproduzenten Europas aufsteigen, so der Plan der Kanadier. Aber das Vorhaben war von Anfang an umstritten. Die örtliche Bevölkerung ist gespalten.
Hellas Gold ist der größte Arbeitgeber der Region. Die 2400 Beschäftigten und ihre Familien kämpfen für die Minen. Kritiker des Projekts fürchten hingegen Schäden für Umwelt und Tourismus.
Premier Alexis Tsipras bekämpfte das Projekt schon als Oppositionsführer. Seit er Anfang 2015 die Regierung übernahm, hat sich der Konflikt verschärft. Im Sommer 2015 widerrief die Regierung alle bis dahin erteilten Bau- und Betriebsgenehmigungen. Hellas Gold zog vor Gericht. In nicht weniger als 18 Entscheidungen bestätigte das oberste griechische Verwaltungsgericht, der Investor habe alle Vorschriften eingehalten, einschließlich der Umweltauflagen. Dennoch hält Energie- und Umweltminister Giorgos Stathakis nach Darstellung des Unternehmens die Betriebsgenehmigungen weiter zurück. Jetzt ist die Geduld der Kanadier offenbar erschöpft: Eldorado Gold werde wegen der ständigen Verzögerungen alle Investitionen in Griechenland aussetzen, teilte Konzernchef George Burns am Montag in Athen mit. Die bereits fertiggestellten und im Bau befindlichen Anlagen sollen eingemottet, die Beschäftigten entlassen werden. „Wir haben gegenüber unseren Aktionären eine Verantwortung, unser Kapital nicht nur in renditestarke Projekte zu investieren, sondern auch in Ländern, deren Regierungen unsere Investitionen unterstützen und mit uns zusammenarbeiten“, sagte Burns zur Begründung. Minister Stathakis wies die Kritik zurück. Die meisten Genehmigungen lägen bereits vor, weitere hätten Mitte September erteilt werden sollen. Stathakis bezeichnete es als „unerhört“, dass Burns es wage, öffentlich die Regierung zu kritisieren.
Erst vergangene Woche hatte Tsipras anlässlich des Besuchs des französischen Präsidenten Emmanuel Macron um ausländische Investitionen geworben. „Sie werden es nicht bereuen“, versprach Tsipras französischen Unternehmern. Das Beispiel Eldorado Gold zeigt aber, mit welchen Widrigkeiten Investoren in Griechenland konfrontiert sind.
Ein weiteres Großprojekt steht auf der Kippe: Rund acht Milliarden Euro will ein internationales Konsortium aufwenden, um das seit 15 Jahren brachliegende frühere Athener Flughafengelände Ellinikon zu entwickeln. Auch dieses Vorhaben hatte Tsipras in seiner Zeit als Oppositionsführer bekämpft. Seit er die Regierung übernahm, stoßen die Investoren ständig auf neue Widerstände. Erst erklärte das Kulturministerium das Flughafengelände zur archäologischen Grabungszone, dann deklarierte eine Behörde große Teile des Areals zu „Waldgebieten“, die nicht bebaut werden dürfen.