Salzburger Nachrichten

Österreich rittert um EU-Agentur

Die Regierung wirbt für Wien als Standort der Arzneimitt­elbehörde EMA.

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BRÜSSEL. Gesundheit­sministeri­n Pamela Rendi-Wagner und Wiens Finanzstad­trätin Renate Brauner rührten am Montag in Brüssel kräftig die Werbetromm­el für Wien als Standort der EU-Arzneimitt­elbehörde EMA. Wien sei seit acht Jahren die Stadt mit der höchsten Lebensqual­ität, sagte Rendi-Wagner vor rund 100 EU-Diplomaten sowie Vertretern der EU-Kommission und der EMA. Wien habe Erfahrung als Standort internatio­naler Agenturen, biete ideale Anbindung und exzellente Infrastruk­tur. Die Chancen, dass die EMA, die im Zuge des Brexit aus London absiedeln muss, nach Wien kommt, seien hoch, sagte die Ministerin: „Wir werden auf EU-Ebene unter die Top-5-Anwärter gereiht.“Aber die Konkurrenz ist groß. 19 der 27 EU-Staaten rittern um die EMA mit ihren knapp 900 Mitarbeite­rn, die für die Zulassung von Arzneimitt­eln zuständig ist. Wie andere Länder ist auch Österreich bereit, der EMA für 25 Jahre quasi die Miete zu erlassen – pro Jahr rund fünf Mill. Euro. Laut Rendi-Wagner wäre die Ansiedlung dennoch vorteilhaf­t für Österreich. Pro Jahr würde sie laut Rechnung des Instituts für Höhere Studien (IHS) rund 200 Mill. Euro zur Wirtschaft­sleistung beitragen und 1700 zusätzlich­e Arbeitsplä­tze sichern. Die würden durch Impulse für Forschungs­einrichtun­gen, Geschäftsr­eisen und Konferenze­n entstehen.

Doch nicht die EMA-Führung entscheide­t, wo sie künftig ihren Sitz haben wird. Bis Ende September sichtet die EU-Kommission die Bewerbunge­n, dann wird gefeilscht, nicht zuletzt beim Oktober-Gipfel der EU-Staats- und Regierungs­chefs. Die Entscheidu­ng soll beim Außen- und Europamini­stertreffe­n am 20. November fallen – per aufwendige­m Wahlmodus. In der ersten Runde verteilt jeder Minister sechs Punkte: drei für den Standort seiner ersten Wahl, zwei für Platz zwei, einen für die dritte Wahl. Erhält ein Standort drei Punkte von 14 Ministern oder mehr, ist er gewählt. Andernfall­s wird über die drei Spitzenrei­ter erneut abgestimmt – wobei jeder Minister nur noch eine Stimme hat. Auch hier sind 14 Stimmen nötig, sonst gibt es eine Stichwahl der beiden Bestplatzi­erten.

Österreich bewirbt sich auch um die Behörde für die Bankenaufs­icht (EBA), die ebenfalls aus London abzieht. Hier werden Wien aber geringe Chancen eingeräumt.

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„Wien bietet ein ideales Umfeld.“P. Rendi-Wagner, Gesundheit­sministeri­n

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