Das böse K-Wort wird noch vermieden
Saisonübergreifend hat Salzburg im Eishockey 12 der letzten 13 Spiele verloren. Von Krise und Trainerwechsel will man derzeit nicht reden.
SALZBURG. Das Unvorstellbare geschah Sonntag 50 Minuten nach dem Abpfiff in Znaim: Da forderte der erste Fan im Internetforum die Rückkehr des alten Eishockey-Trainers Pierre Pagé – der war einst der „Gottseibeiuns“bei Salzburgs Spielern und Fans. Aber: Er hatte Erfolg.
Der fehlt aktuell. In der Champions-Liga steht man mit dem Rücken zur Wand, in der heimischen Liga liegt man nach dem Startwochenende auf dem letzten Platz. Acht der neun Spiele gingen heuer verloren, saisonübergreifend wird es noch schlimmer: Da gingen zwölf der letzten 13 Partien verloren. Von einer Momentaufnahme kann man da nicht mehr sprechen. Was jetzt? Das sagen die Fans: Für sie ist Trainer Greg Poss der Schuldige – nach jeder Niederlage beginnt in den sozialen Medien ein wahres „Poss-Bashing“. Das sagen die Spieler: Sie sind mit dem Spielsystem von Poss seit Beginn an unglücklich. Der Coach lässt ein nordamerikanisches System spielen, bei dem der Puck schnell vor das gegnerische Tor gebracht wird. „Wir laufen der Scheibe nur hinterher, anstatt sie zu kontrollieren“, sagen die Spieler. Das System ist auch konteranfällig: Bei jedem Fehlpass sind vier bis fünf Spieler in der Vorwärtsbewegung, das ist im Eishockey meist tödlich. Das sagt der Trainer: Er beklagt die eklatante Abschlussschwäche und viele individuelle Fehler – und hat auch recht. Denn wenn seine Stürmer (wie am Sonntag) allein im ersten Drittel sechs Topchancen liegen lassen oder bei einem Konter zum Wechsel fahren (wie am Freitag vor dem 3:4 gegen Dornbirn), dann darf man diese Schuld nicht in einem Spielsystem suchen. Das sagen die Verantwortlichen: Für die sportliche Führung gibt es keine Trainerdiskussion, stattdessen sieht man die Spieler in der Pflicht. Dass es keine Trainerdiskussion gibt, ist Usus bei Red Bull – in dem Fall aber auch logisch: Denn Poss war der erste Trainer, der von der neuen Führung installiert wor- den war. Seine Vorgänger Don Jackson (ein Jahr, ein Finaleinzug) und Dan Ratushny (zwei Jahre, zwei Meistertitel) wurden noch von Pagé geholt. Wie geht es jetzt weiter? Bereits am Donnerstag gastiert Meister Vienna Capitals in Salzburg, Sonntag der KAC. Zwei Prestigeduelle, die man unbedingt gewinnen will – oder schon muss. Bei Salzburg hofft man auf die Rückkehr des Verletzten John Hughes und man wird noch im September einen neuen Legionär (vermutlich Center) holen. Hughes soll für die Kreativität sorgen, Mister X für die Tore. Das nächste Minenfeld: Kommen Hughes, der neue Legionär und Raphael Herburger (bis Oktober noch in Reha) retour, dann müssen drei Spieler weichen. Das werden keine Jungen sein, denn es ist Vorgabe für Poss, die zu fördern. Also werden es drei „gestandene“Stürmer sein – und das wird kein Stimmungsaufheller in der Kabine werden.