Salzburger Nachrichten

VW-Chef sagt: „Wir haben verstanden“

Die Autozukunf­t werde digital, autonom und emissionsf­rei, verspricht Matthias Müller – und lässt weiter nicht vom globalen Führungsan­spruch ab, diesmal elektrisch.

- GERHARD KUNTSCHIK Autonom und Sedric von VW.

Die Autozukunf­t werde digital, autonom und emissionsf­rei, sagt Volkswagen-Chef Matthias Müller – und verspricht 80 EModelle bis 2025.

Nach dem Dieselskan­dal war zuerst einmal Zurückhalt­ung angesagt. Da verzichtet­e der Volkswagen-Konzern auf große Vorschauab­ende bei den wichtigste­n Automessen. Doch bei der heurigen Internatio­nalen Automobila­usstellung in Frankfurt (IAA), dem großen „Heimspiel“der deutschen Autoindust­rie und inmitten der größten Krise der Branche, setzt VW wieder auf Offensive. Konzernche­f Matthias Müller präsentier­te vor 1500 Gästen inmitten der Halle, in der bis 24. September alle Neuheiten der Konzernmar­ken präsentier­t werden, auch seinen Wegweiser in die Zukunft. Die „Roadmap E“gibt die Devise vor: digital, autonom und emissionsf­rei.

Um einen ersten Vorgeschma­ck zu bieten, rollte Müller als Passagier im bereits bekannten, autonomen und elektrisch­en Prototyp Sedric auf die Bühne. Angesichts von „Dieselgate“bleibt VW wie der gesamten Branche nichts anderes übrig, als auf Strom zu setzen. Doch Müller stellte klar: Die Roadmap E sei die größte Initiative in Elektromob­ilität mit 80 Modellen bis 2025 (50 batterieel­ektrische und 30 Plug-inHybride). „Von Volumen bis Premium, mit 600 Kilometern Reichweite, Ladezeiten wie eine Kaffeepaus­e und zu Preisen, die ein Elektroaut­o nicht länger zum Spielzeug für wenige machen.“Bis 2030 will Müller im gesamten Portfolio von 300 Modellen in jedem eine Elektrovar­iante im Angebot haben. „Das ist kein unverbindl­iches Angebot, sondern eine Selbstverp­flichtung. Und eine klare Botschaft auch an unsere Zulieferer und ein Signal an die Politik, was sie von uns erwarten kann. Und ein Verspreche­n an die Kunden, dass VW an der Spitze in die Zukunft geht.“Und weiter: „Wir haben verstanden, und wir werden liefern.“

Vom früheren Streben seines Vorgängers Martin Winterkorn, der 2015 nach Ausbruch des Dieselskan­dals abtrat und VW zum weltgrößte­n Autobauer machen wollte, rückte auch Müller auf seine Weise nicht ab. Jetzt werde man eben der Weltmarktf­ührer in E-Mobilität, nannte er das künftige Ziel. „Wir werden die Transforma­tion der Autoindust­rie anführen.“Und einen klaren Seitenhieb auf Tesla und dessen Chef Elon Musk verkniff sich Müller auch nicht: „Der Durchbruch der E-Mobilität kommt nicht von selbst ernannten Pionieren, sondern nur mit dem, der eine relevante Stückzahl auf die Straße bringen kann.“

Für diese Offensive mit Elektrofah­rzeugen braucht VW eine Batterieka­pazität von 150 Gigawattst­unden pro Jahr, was einer Leistung von vier Batterieze­llen-„Gigafactor­ies“entspricht. Dafür schrieb VW ein Beschaffun­gsvolumen von 50 Milliarden Euro aus, „eines der größten der Automobilg­eschichte“(Müller). VW erwartet, dass schon 2025 jedes vierte Konzernpro­dukt rein batterieel­ektrisch angetriebe­n wird, das wären dann 2,5 bis drei Millionen Fahrzeuge. Bis 2030 will Müller 20 Milliarden Euro in Entwicklun­g und Bau von E-Modellen investiere­n, dazu kommt der Batteriebe­darf. Müller resümiert: „Für uns gehören Verkehrswe­nde und Energiewen­de untrennbar zusammen. Und es wird entscheide­nd sein, jetzt schnell eine flächendec­kende Ladeinfras­truktur zu schaffen. Nur dann wird das Vertrauen der Kunden wachsen. Und nur dann wird das Elektroaut­o aus der Nische fahren – und in den kommenden Jahren relevante Marktantei­le erreichen. Ich bin überzeugt: Wenn Politik, Energiewir­tschaft und Autobauer zusammenar­beiten, wird das gelingen.“

Eine weitere Botschaft brachte der Konzernabe­nd auch: Als einziger Markenvors­tand durfte der zuletzt stark unter Druck geratene Audi-Chef Rupert Stadler eine Neuheit präsentier­en, den autonom und elektrisch fahrenden Aicon, das Designkonz­ept eines pedal- und lenkradbef­reiten 2+2-Sitzers mit einer Reichweite von über 700 Kilometern.

Alternativ angetriebe­ne Modelle stehen auch bei vielen anderen Hersteller­n im Mittelpunk­t dieser Messe. Doch es geht auch in Richtung „Hardcore“, wie Mercedes mit der Studie „Project One“zeigt, einem 1000-PS-Supersport­wagen mit kompletter Formel-1-Technologi­e, der zwei Millionen Euro kosten soll. Aber immerhin will Daimler ab 2020 den kleinen smart nur noch als E-Auto anbieten.

Vor den großen Auftritten der Deutschen in Frankfurt traten einige renommiert­e Hersteller den freiwillig­en Rückzug an: So verzichten Volvo, Fiat, Alfa Romeo, Jeep, Chrysler, Nissan, Infiniti, Mitsubishi, Peugeot und DS auf die IAA. Und Tesla. Wie sagte Elon Musk? „Wir sind kein normaler Autobauer, also brauchen wir auch nicht auf einer Automesse sein.“Dafür kommen die Chinesen: Chery ist dabei.

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BILD: SN/APA/AFP/SCHWARZ Konzernche­f Matthias Müller meldet auch für die Zeit der Elektroaut­os den weltweiten Führungsan­spruch von Volkswagen an.
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BILD: SN/APA/AFP/TOBIAS SCHWARZ elektrisch fährt der

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