Salzburger Nachrichten

Aufmerksam­keit

Die großen drei dominieren den Wahlkampf. Besonders für die Kleinparte­ien ist es schwierig, ihre Botschaft an die Wählerinne­n und Wähler zu bringen.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER

WIEN. Dieser Wahlkampf hat es in sich. Vor allem die kleineren Parteien tun sich schwer, sich in der Auseinande­rsetzung der drei großen – also SPÖ, ÖVP und FPÖ – um Platz eins Gehör zu verschaffe­n. Umfragen verheißen für Grüne, Neos und die Liste Pilz derzeit maximal fünf bis sechs Prozent der Stimmen und damit bei Weitem nicht das, was sie sich zum Ziel gesetzt haben. Jede der drei Listen will zumindest zehn Prozent erreichen.

Und dann gibt es noch österreich­weit vier Kleinparte­ien, die ebenfalls in den Nationalra­t einziehen wollen und denen es noch ein Stück schwerer fällt, die Aufmerksam­keit der Wählerinne­n und Wähler zu gewinnen.

Da wäre einmal die KPÖ plus. Die Kommuniste­n, die diesmal gemeinsam mit den Jungen Grünen, die von ihrer Mutterpart­ei ausgeschlo­ssen worden sind, antreten, sitzen seit dem Jahr 1959 nicht mehr im Nationalra­t. Rund ein Prozent der Stimmen konnten sie bei den vergangene­n Wahlen österreich­weit auf sich vereinen. In einzelnen Bundesländ­ern und Städten, etwa in Graz, waren die Wahlergebn­isse deutlich besser.

Diesmal versucht die KPÖ plus mit ihren Spitzenkan­didaten Mirko Messner und Flora Petrik mit dem Slogan „Sie stehlen uns die Zukunft. Wir holen sie uns zurück!“zu punkten. Ihre Forderunge­n: die 30-Stunden-Woche mit vollem Lohn- und Personalau­sgleich, die Senkung der Politikerg­ehälter, Steuern auf hohe Vermögen, eine Wertschöpf­ungsabgabe und eine massive Ausweitung des öffentlich­en Wohnbaus bzw. Mietobergr­enzen. „Nicht der Reichtum weniger, sondern das Wohl von allen ist das Ziel", erklärte Messner vor Kurzem. Der frühere Salzburger Landesrat Karl Schnell und seine Freie Liste Österreich (FLÖ) stehen auf der anderen Seite des politische­n Spektrums. Schnell hat vor allem ehemalige FPÖ- und BZÖ-Politiker um sich versammelt. Als Spitzenkan­didat in fungiert diee he maligeFPÖ Abgeordnet­e und Bundespräs­ident schafts kandidat in Barbara Rosen kranz. Mit dem Slogan„ Unser Herz schlägt für Österreich“ziehen Schnell und seine Mitstreite­r in den Wahlkampf. Die FLÖ sieht sich als die wirklichen Freiheitli­chen, da die FPÖ viele ihrer ehemalige Positionen aufgegeben habe. Mit Forderunge­n wie kein Asyl nach illegaler Einreise, Schaffung eines Bundesgren­zschutz es zur Sicherung der Staatsgren­zen, sofortige Abschiebun­g kriminelle­r Asylbewerb­er und radikaler Fanatiker, Recht auf Erwerb, Besitz und Führen von Waf- fen versuchen sie die Wählerscha­ft zu ködern. Dazu kommen der Wunsch nach Ausbau der direkten Demokratie und nach einer Totalrefor­m der Europäisch­en Union. Sollte diese nicht möglich sein, sollte eine Volksabsti­mmung über den Austritt aus der EU abgehalten werden. Neben KPÖ plus und FLÖ treten noch die Liste G!LT und Die Weißen bei der Nationalra­tswahl an. G!LT wurde vom Kabarettis­ten Roland Düringer ins Leben gerufen. Er betonte, dass es ihm vor allem darum gehe, den bisherigen Nichtwähle­rn wieder eine Stimme zu geben. G!LT tritt für eine offene Demokratie ein, die eine verstärkte Mitsprache der Bürger in den politische­n Entscheidu­ngsprozess­e bringen soll. Ihr Wahlprogra­mm will die Liste G!LT diesen Freitag präsentier­en. Bleiben noch Die Weißen, die mehr Bürgerbewe­gung als Partei sein wollen. Die Liste will die direkte Demokratie ausbauen, etwa mittels Handy-App. Damit sollen die „Geschäftsb­edingungen“des derzeitige­n Systems verbessert werden. Was daran derzeit nicht passt, machten Die Weißen an einem Vergleich anschaulic­h: „Wir bestellen eine Vase und dürfen sie erst in fünf Jahren wieder umtauschen.“Vorbild für Die Weißen ist übrigens die Schweiz. Dort werde vorgezeigt, wie direkte Demokratie funktionie­re. Spitzenkan­didatin ist Isabella Heydarfada­i.

All diesen Parteien ist eines gemeinsam: Der Weg in den Nationalra­t wird schwierig. Davon ist der Salzburger Politikwis­senschafte­r Reinhard Heinisch überzeugt. Dies hänge damit zusammen, dass sich der Wahlkampf auf die Frage zugespitzt habe, wer von den drei großen Parteien die Nummer eins in Österreich werde. Diese Frage sei, auch wenn die Umfragen derzeit die ÖVP klar vorn sähen, noch nicht entschiede­n, sagt Heinisch. Es gebe viele unentschlo­ssene Wähler. Diese Konstellat­ion sei für die kleineren Parteien schwierig, weil viele Menschen in diese Entscheidu­ng eingreifen wollten und sie dann taktisch wählten. „Die Leute stimmen so nicht mehr für ihre Lieblingsp­artei, sondern für ihre zweite oder dritte Wahl, um den Sieg einer anderen Partei zu verhindern“, erklärt Heinisch. Dazu komme, dass kleinere Parteien oft im Kampf um ein einziges Anliegen, ein einziges Thema entstünden. „Da gibt es eine Grenze des Wachstums“, sagt Heinisch. Wenn die Parteien versuchten, sich programmat­isch zu verbreiter­n, führe das oft dazu, dass sich Wähler abwendeten. Einer Partei, der der Ausbruch aus diesem Ghetto gelungen sei, sei die FPÖ. Die ehemalige nationalli­berale Honoratior­enpartei habe sich neu erfunden und sei erfolgreic­h geworden.

Schwierig wird es für kleinere Parteien auch, wenn sich in ihrer Wählerscha­ft ein ähnlicher Konkurrent breitmacht. „Das passiert den Grünen derzeit mit Peter Pilz“, erklärt der Politikwis­senschafte­r. In einem politisch derartig aufgeladen­en Umfeld sei es für Kleinstpar­teien extrem schwierig, die Aufmerksam­keit auf sich zu ziehen.

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BILDER: SN/APA(4), STAUFFER Das Spitzenper­sonal der Kleinparte­ien (von links oben): Roland Düringer (G!LT), Karl Schnell (FLÖ), Isabella Heydarfada­i (Die Weißen), Mirko Messner (KPÖ plus).

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