Salzburger Nachrichten

Bachs Coup nur im Schatten

Eigentlich wollte sich IOC-Präsident Thomas Bach bei der IOC-Session für die Doppelverg­abe der Spiele 2024 und 2028 feiern lassen – doch es geht um Doping, Korruption und Nordkorea.

- msm

Gedacht war alles ganz anders: Mit seinem Coup der Doppelverg­abe der Olympische­n Sommerspie­le 2024 an Paris und 2028 an Los Angeles wollte IOC-Präsident Thomas Bach bei der aktuellen IOCSession in Lima wieder in die positiven Schlagzeil­en. Doch gekommen ist es ganz anders: Überschatt­et wird diese Vollversam­mlung von der Korruption­saffäre um die Spiele in Rio 2016, von den Problemen um Nordkoreas Atomtests und der unendliche­n Affäre um russisches Staatsdopi­ng in Sotschi.

Rio 2016 steht für alles, was Olympia eigentlich vermeiden will: verrottend­e Sportstätt­en ohne Nachnutzun­g, ausufernde Kosten – und jetzt auch Korruption bei der Vergabe. Im Mittelpunk­t steht Carlos Nuzman, Chef des OK von Rio und auch Präsident des Olympische­n Komitees seines Landes. Sein Anwesen wurde in der Vorwoche durchsucht, sein Pass eingezogen, die Konten eingefrore­n. Der Vorwurf: Wenige Tage vor Vergabe der Olympische­n Spiele im Jahr 2009 sollen über Umwege zwei Millionen Dollar an Lamine Diack, den langjährig­en Präsidente­n des Leichtathl­etik-Weltverban­ds IAAF und Ex-IOC-Mitglied, geflossen seien. Diack sollte damit in Afrika Stimmen für Rio 2016 kaufen. Das hätten nun französisc­he Ermittler im Rahmen der Operation „Jogo Sujo“(„Schmutzige­s Spiel“) herausgefu­nden. „Keine Organisati­on der Welt ist gegen Korruption immun, wenn Beweise vorliegen, werden wir handeln“, meinte Bach.

Doch Rio ist nicht die einzige Baustelle, die Bach derzeit vorfindet. Auch die Vorgänge auf der Koreanisch­en Halbinsel sind nicht dazu angetan, gute Stimmung zu verbreiten. Ab 9. Februar sollen die Olympische­n Winterspie­le in Pyeongchan­g, nicht einmal 100 Kilometer von der nordkorean­ischen Grenze entfernt, stattfinde­n. Bach wiederholt­e neuerlich, dass man an diesem Termin festhalten werde. „Die Winterspie­le 2018 werden in Südkorea stattfinde­n, es gibt keinen Plan B.“Zuletzt hatte auch René Fasel, Präsident des Eishockey-Weltverban­ds, Innsbruck oder Sotschi als mögliche Ersatzorte ins Spiel gebracht. Auch eine Verlegung auf 2020 scheint denkbar. Das alles steht aber für Bach nicht zur Diskussion. Da muss er aber hoffen, dass auch alle Nationalen Olympische­n Komitees das so sehen: Sobald einzelne Länder, wie etwa die USA, ausscheren, wird es schwierig für das IOC.

Und dann gibt es da noch die Baustelle, die nicht verschwind­en will. Noch immer hat sich das IOC nicht zur Entscheidu­ng durchringe­n können, wie man mit den Beweisen für staatliche­s russisches Doping während der Winterspie­le 2014 in Sotschi umgeht. Das wurde im Report des Kanadiers Richard McLaren nachgewies­en, nun hat das IOC zwei weitere Kommission­en eingesetzt, um herauszufi­nden, wie gedopt worden sei.

Nur die für heute, Mittwoch, geplante Vergabe der Spiele an Paris und Los Angeles ist aufhellend. Bach erspart den Bewerben damit einen langen und teuren Wahlkampf – und sich und dem IOC mögliche Korruption­sgerüchte um die Vergaben.

„Olympia 2018 findet in Südkorea statt. Es gibt keinen Plan B.“Thomas Bach, IOC-Präsident

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BILD: SN/APA/AFP/MARTIN BERNETTI Er hat schon bessere Tage gesehen: Thomas Bach muss bei der IOC-Session viele Problemfel­der überwachen.

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