Mini-Stent verhindert Erblindung
Das Glaukom ist die weltweit zweithäufigste Ursache für Sehverlust. Jetzt gibt es eine Therapie, die das verhindern soll.
BERLIN. Experten schätzen, dass im Jahr 2020 bereits 11,2 Millionen Menschen wegen eines Glaukoms erblindet sein werden. Dieser grüne Star kann seit Kurzem durch eine minimalinvasive Operation mithilfe von Miniimplantaten effektiv therapiert werden. Der Eingriff verhindert eine langsame Erblindung des Patienten.
Bei dieser chronisch fortschreitenden Augenerkrankung wird der Sehnerv meist durch einen erhöhten Augeninnendruck geschädigt. Der Druck entsteht, weil das Kammerwasser im Auge nicht mehr gut abfließen kann. „Die meisten Patienten werden mit Tropfen behandelt, die den Augeninnendruck senken“, erklärt dazu Thomas Kohnen, Direktor der Universitätsaugenklinik Frankfurt am Main.
Helfen die Medikamente nicht, muss operiert werden, um eine Erblindung zu umgehen. Eine neue minimalinvasive Methode mit kleinen Implantaten vereinfacht nun den Glaukomeingriff und lässt das Kammerwasser effektiver abfließen. Diese in der Medizin weltweit kleinsten Implantate werden mithilfe eines Mikroskops durch einen kleinen Schnitt ins Auge eingesetzt. Es ist ein winziges Röhrchen, nicht viel dicker als ein Haar, durch welches das gestaute Kammerwasser aus dem Auge herausgeleitet wird. Die Augenchirurgen platzieren die Mini-Stents in die feinen Abflusskanälchen des Kammerwassersystems unter die Lederhaut oder unter die Bindehaut. Der Schnitt durch den Chirurgen ist so minimal, dass er nicht genäht werden muss. Die Experten sprechen deshalb auch von „Minimalinvasiver Glaukomchirurgie“, kurz: MIGS. Von diesem schonenden Eingriff profitieren insbesondere hochbetagte Patienten und solche, bei denen den Augeninnendruck senkende Tropfen nicht oder nur unzureichend wirken, die sie nicht vertragen und die sie nicht täglich und korrekt anwenden können.
Zudem können die Implantate im Rahmen einer Grauer-StarOperation eingebracht werden – etwa 80 Prozent aller über 80-Jährigen leiden an einer solchen Linsentrübung, die einen Eingriff erforderlich macht.
„Die minimalinvasiven Glaukomimplantate können die extrem schwerwiegende Erblindung im hohen Alter, die auch heute noch in Deutschland vorkommt, verhindern“, sagt Norbert Pfeiffer von der Poliklinik für Augenheilkunde in Mainz. Zudem entlastet sie Patienten in ihrer Therapie.
In der EU sind aktuell 9,25 Millionen Menschen an einem Glaukom erkrankt. In Österreich geht man davon aus, dass 80.000 Menschen daran leiden.