Burn-out bei Lehrern wird immer häufiger
Sozialministerium sieht Aufholbedarf beim Umgang mit psychischen Belastungen in der Schule.
Der Anteil an Burn-out-gefährdeten Lehrern ist gestiegen. Laut einer aktuellen Erhebung der Europäischen Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz gibt es vor allem Aufholbedarf beim Umgang mit psychischen Belastungen an der Schule. Europaweit ist der Umgang mit schwierigen Kunden, Schülern oder Patienten für Arbeitnehmer der psychosoziale Risikofaktor Nummer eins. Über alle Branchen hinweg fühlen sich 58 Prozent dadurch belastet. Im Bildungs- und Sozialsektor liegt der Anteil in der EU sogar bei 76 Prozent, 70 Prozent sind es in Österreich. Der Vergleich zweier 2014 und 2016 (10.700 Befragte) von der Gewerkschaft Öffentlicher Dienst (GÖD) und der Arge Burnout durchgeführter Studien zeigt, dass an Pflichtschulen der Anteil der Burn-out-gefährdeten Lehrer von zehn auf zwölf Prozent gestiegen ist. Pädagogen gaben bei einer Onlinebefragung eine höhere Belastung an als Ärzte oder Richter. „Hohe Lärmbelastung, schlechte Luftqualität, kaum Rückzugsmöglichkeiten und zu wenig Raum können Menschen, die in der Schule arbeiten, krank machen“, erklärte dazu Romana Deckenbacher von der GÖD. Besonders hoch werde die Belastung an Neuen Mittelschulen eingeschätzt. Auch ältere Pädagogen ab 55 fühlen sich stärker belastet. Sie fordert daher eine besondere arbeitsmedizinische Berücksichtigung ihres Arbeitsumfelds. Die Arbeitsinspektion des Sozialministeriums ist an weiterführenden Schulen des Bundes sowie privaten Einrichtungen für die Kontrolle des Arbeitsschutzes zuständig, in den Pflichtschulen obliegt diese Aufgabe den Ländern. Das Ministerium hat im vergangenen Jahr 91 Schulen überprüft. Ergebnis: Den größten Aufholbedarf an Österreichs Schulen gibt es beim Umgang mit psychischen Belastungen am Arbeitsplatz, mit Lärm, dem fehlenden Platzangebot und der mangelhaften Betreuung des Lehrpersonals durch Sicherheitsfachkräfte und Arbeitsmediziner. Gesunde Arbeitsplätze wären aber Voraussetzung für guten Unterricht.