Weniger Regeln, weniger Kontrolle
Jetzt wird’s dann wirklich ungemütlich im System: Wer die Neigung hat, andere permanent zu observieren, Fehlverhalten festzustellen und die Regelverletzer entsprechend maßregeln zu wollen, findet ein großartiges Betätigungsfeld mit schmuckem Titel: Compliance Officer. An der weiblichen Form wird noch gebastelt. Im deutschen Sprachraum kann man immerhin die „EinhaltungsKontrollorin“einsetzen.
Was muss das für entsprechend konstituierte Wesen doch für eine neue Spielwiese sein – im heimischen Normen-, Vorschriften-, Regeln-, VerordnungsParadies mit noch immer steigender Regulierungswut?! Da liegen Verfehlungen doch förmlich in der Luft; man muss nur aufmerksam um sich schauen – und schon kann man dem/der Nächsten auf die Finger klopfen, wenn nicht gleich einer ungeheuerlichen Missetat gegen die Bürokratie überführen …
Der liberale Geist Ronald Barazon widmet sich in seiner Kolumne der „Salzburger Nachrichten“(7. 9.) dem „liebenswürdigen, hilfreichen Spitzel am Schreibtisch nebenan“; pointiert formuliert – und zum Gruseln! So entstehe ein System, hebt Barazon hervor, „in dem alle nur danach trachten, keine Regeln zu verletzen, und froh sind, wenn die Einzelnen wie die Firmen keine existenzbedrohenden Strafen treffen. Uff! Dass die meisten dieser Regeln beseitigt gehören, tritt vollends in den Hintergrund.“