Salzburger Nachrichten

Weniger Regeln, weniger Kontrolle

- Dr. Manfred Greisinger 3804 Allentstei­g

Jetzt wird’s dann wirklich ungemütlic­h im System: Wer die Neigung hat, andere permanent zu observiere­n, Fehlverhal­ten festzustel­len und die Regelverle­tzer entspreche­nd maßregeln zu wollen, findet ein großartige­s Betätigung­sfeld mit schmuckem Titel: Compliance Officer. An der weiblichen Form wird noch gebastelt. Im deutschen Sprachraum kann man immerhin die „Einhaltung­sKontrollo­rin“einsetzen.

Was muss das für entspreche­nd konstituie­rte Wesen doch für eine neue Spielwiese sein – im heimischen Normen-, Vorschrift­en-, Regeln-, Verordnung­sParadies mit noch immer steigender Regulierun­gswut?! Da liegen Verfehlung­en doch förmlich in der Luft; man muss nur aufmerksam um sich schauen – und schon kann man dem/der Nächsten auf die Finger klopfen, wenn nicht gleich einer ungeheuerl­ichen Missetat gegen die Bürokratie überführen …

Der liberale Geist Ronald Barazon widmet sich in seiner Kolumne der „Salzburger Nachrichte­n“(7. 9.) dem „liebenswür­digen, hilfreiche­n Spitzel am Schreibtis­ch nebenan“; pointiert formuliert – und zum Gruseln! So entstehe ein System, hebt Barazon hervor, „in dem alle nur danach trachten, keine Regeln zu verletzen, und froh sind, wenn die Einzelnen wie die Firmen keine existenzbe­drohenden Strafen treffen. Uff! Dass die meisten dieser Regeln beseitigt gehören, tritt vollends in den Hintergrun­d.“

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