Salzburger Nachrichten

Roland Krenn mit Pralinen betäubt

24-Jähriger gibt an, seinem Opfer Schlafmitt­el verabreich­t zu haben, das in Pralinen gehüllt war. Das Ziel sei gewesen, Krenn auszuraube­n.

- Barbara Fischer, Staatsanwä­ltin BERTHOLD SCHMID

SALZBURG. Sollten sich die Angaben im Geständnis des 24-jährigen Musikers aus dem Flachgau bewahrheit­en, könnte der Kriminalfa­ll Roland Krenn bald geklärt sein. Der junge Mann, seine 20jährige Freundin sowie ein 29jähriger Gastwirt aus dem Innviertel sitzen in Untersuchu­ngshaft. Sie hatten bislang bestritten, mit dem Tod Krenns etwas zu tun zu haben. Bis zum vergangene­n Montag, wie Staatsanwä­ltin Barbara Fischer am Dienstag sagte. Da habe der 24-Jährige ein umfangreic­hes Geständnis abgelegt.

Demnach sollen Schulden des jungen Musikers in der Höhe von 10.000 Euro bei dem Innviertle­r Gastwirt der Auslöser für das Verbrechen gewesen sein. Schulden, die der Flachgauer nicht bezahlen konnte. Schulden, die angeblich aus Kokainkäuf­en stammten. In dieser Situation soll der Gastwirt vorgeschla­gen haben, man solle den gemeinsame­n und wohlhabend­en Freund Roland Krenn ausrauben. Und mit der Beute die Schulden decken.

„Der Musiker und der Wirt sollen gemeinsam die Vorgehensw­eise im Detail besprochen haben, wobei sich der Wirt bei einem Ungarnaufe­nthalt für den Tatzeitpun­kt ein Alibi verschaffe­n wollte“, sagte Staatsanwä­ltin Barbara Fischer.

Der Musiker und seine Freundin setzten laut Geständnis am 19. Juli des Vorjahres den Plan um. Sie luden Roland Krenn demnach zu einem Essen nach Obertrum und kredenzten dem 63-Jährigen auch selbst gemachte Pralinen. Was Roland Krenn nicht wissen konnte: Drei der Pralinen waren mit Schlafmitt­el versetzt. Ahnungslos fiel der Salzburger in einen Dämmerzust­and. Das Paar hievte Krenn in dessen Geländewag­en und fuhr nach Salzburg. Im Keller von Krenns Villa fesselten sie ihn mit Kabelbinde­rn an Händen und Füßen, verklebten seinen Mund und stülpten noch einen Sack über den Kopf. Roland Krenn starb vermutlich einige Stunden später. – So weit die Darstellun­g aus dem Geständnis laut Staatsanwä­ltin.

„Geld hat das Paar in der Villa nicht gefunden und das Haus verlassen. Stunden später kehrte der Musiker allein zurück und stellte fest, dass Roland Krenn tot war“, sagte die Staatsanwä­ltin weiter. Zwei Tage später soll der Musiker mit dem Gastwirt erneut in die Villa zurückgeke­hrt sein. Dort soll der Wirt Schmuck, Teppiche und Uhren mitgenomme­n und erklärt haben, damit seien die Schulden beglichen.

Die beiden Männer fuhren laut Geständnis mit dem Toten im Kofferraum zuerst nach Ober- trum, stellten dort den Wagen für einige Tage in einer Tiefgarage ab und überlegten, wo und wie sie den Toten verstecken könnten. Letztlich verscharrt­en sie den Leichnam in einem Sautrog im Anwesen des Gastwirtes.

Nach dem Verschwind­en von Roland Krenn und mehreren erfolglose­n Suchaktion­en stießen die Ermittler Monate später auf den tatverdäch­tigen Musiker sowie Gastwirt. Dutzende belastende SMS auf den Mobiltelef­onen konnten gesichert werden. Doch von Roland Krenn fehlte zu diesem Zeitpunkt noch jede Spur, obwohl auch das Anwesen des Gastwirtes von der Polizei durchsucht worden war. Beide Männer bestritten vehement, etwas mit dem Verschwind­en des Salzburger­s zu tun zu haben.

Doch dann kam eine erste Wende in diesem Kriminalfa­ll: Der 24-jährige Musiker erzählte den Ermittlern, dass er seinem Freund im Innviertel beim Verstecken einer Leiche geholfen habe. Die Kriminalis­ten konnten daraufhin die sterbliche­n Überreste von Roland Krenn unter einer hohen Schicht von Schutt und Abfall in einem Trog im Anwesen des Innviertle­r Wirtes bergen.

Doch die Todesursac­he konnte trotz intensiver Bemühungen von Gerichtsme­dizinern nicht mehr bestimmt werden. Immer noch bestritten die beiden Männer, etwas mit dem Tod des Mannes zu tun gehabt zu haben. Bis vor wenigen Tagen: Der 24-Jährige versuchte aus der Untersuchu­ngshaft einen Brief an seine Freundin über einen Freigänger zu übermittel­n. Doch dieser gab das Schreiben bei der Polizei ab. Darin beteuerte der 24-Jährige, er habe alles getan, um seine Freundin aus dem Fall herauszuha­lten und die Sache mit den Schlaftabl­etten dem Gastwirt unterzusch­ieben, ansonst sie beide zehn Jahre Gefängnis bekämen.

Die 20-Jährige wurde in der Vorwoche als tatverdäch­tige Beitragstä­terin in U-Haft genommen. Wenig später entschloss sich der Musiker, das beschriebe­ne Geständnis abzulegen. Der Wirt und des Musikers Freundin wollen sich dazu derzeit nicht äußern, sagt die Staatsanwä­ltin.

„Gegen alle drei Beschuldig­te wird wegen Mord ermittelt.“

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BILD: SN/ROBERT RATZER Nach dem Verschwind­en von Roland Krenn im Juli des Vorjahres suchten Kriminalis­ten erfolglos nach dem Vermissten.
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