Kurort mit Luxusproblemen?
Die heurige Sommersaison läuft ausgezeichnet, ein neuerlicher Nächtigungsrekord zeichnet sich ab. In Bad Hofgastein hat nun der Vorstand der Tourismusorganisation trotz dieser positiven Entwicklung eine Gegenstrategie ausgeklügelt:
Die Ortsbezeichnung „Bad“soll nicht weiter verwendet werden, weil zu antiquiert und höchstens noch fürs ältere Publikum eine Prädikatsbezeichnung. Soll womöglich überhaupt der Kurorte-Status gefährdet werden? Ein absurder Gedanke, wenn man die Bedeutung des Kurwesens im Gasteinertal kennt.
Im Rahmen von Einsparungsmaßnahmen – bei den Gemeindebauhofleistungen hat man den Rotstift bereits angesetzt – soll auch das exzellente Kurorchester gekündigt werden. Will man tatsächlich ein über Jahrzehnte entwickeltes Alleinstellungsmerkmal aufgeben? Kein Unternehmer würde das tun. In anderen Ferienregionen und Städten wird das Konzertangebot hingegen permanent ausgebaut. Einer der reichsten Verbände des Landes hat für dieses Ensemble bisher rund 6% seines Jahresgesamtbudgets aufgewendet. Und das soll nicht mehr leistbar sein? Man kann gespannt sein, wie die täglich gut dreihundert Konzertbesucher und die Mitgliedsbetriebe auf diesen geplanten Kahlschlag reagieren. Das angekündigte Alternativprogramm mit der einhergehenden, massiven Programmausdünnung durchschaut jedermann als einfaches Ablenkungsmanöver vor dem endgültigen Aus dieser besonderen Kultureinrichtung.
Die erwähnten und beabsichtigten Leistungseinschränkungen müssten eigentlich eine Reduktion der von den Gästen zu entrichtenden Kurtaxe zur Folge haben, möchte man meinen. Irrtum! Tatsächlich wurde die Abgabe erst vor gut einem Jahr um 10% auf den Luxuswert von 2,20 Euro/Tag/Pers. erhöht. Das vitale Bad Hofgastein darf nicht in den Strudel des Nachbarn Bad Gastein geraten, wo sich bereits vor Jahren Tristesse im Ortszentrum breitgemacht hat. Hubert Nöckler