„Wir brauchen keine digitalen Taliban“
Das Leitthema war eigentlich die Zukunft des Magazinsegments. Doch auf dem Zeitschriftentag 2017, der am Donnerstag im Wiener „News“-Tower über die Bühne ging, wurde vielmehr die Zukunft der gesamten Medienbranche diskutiert. Und der Branchentreff startete gleich mit einer positiven Botschaft. Marlene Auer, Chefredakteurin des Magazins „Horizont“, sprach davon, dass 2017 ein gutes Jahr für Medien sei – auch für gedruckte. „Print lebt. Zum Teil besser denn je“, sagte Auer. Gastgeber Horst Pirker gab sich da schon etwas skeptischer. Der Geschäftsführer der Verlagsgruppe News glaubt zwar, „dass Totgesagte länger leben. Aber sie leben nicht ewig.“Print allein werde nicht überleben. Es brauche vielmehr ein Ökosystem, bestehend aus Print, Digital und „vielem anderen mehr“, etwa Veranstaltungen.
Den wohl spannendsten Vortrag hielt Juan Senor. Senors Innovation Media Consulting berät einige der weltgrößten Medienunternehmen. Senor ist sich sicher, dass guter Journalismus ein gutes Geschäft ist. Doch dafür müssten die Verlage umdenken – sich aber nicht weg von Print bewegen. „Wir brauchen keine digitalen Taliban“, sagte Senor. Und meinte damit, es habe keinen Sinn, Print zu bombardieren. Vielmehr sei Print „die Brücke in die Zukunft“. Und werde in dieser Zukunft auch einen Platz haben – und zwar als Flaggschiff, „als Haute Couture der Verlage“. Parallel müsse man im Digitalen umdenken: Wer auf Verdienstmodelle um Onlinewerbung setze, mache nur Plattformen wie Facebook reicher. Stattdessen müsse man für Digitalartikel etwas verlangen – für Hintergründiges, für Nischen, für Lokales. Man könne zwar davon ausgehen, dass zu Anfang nur rund drei Prozent der Onlineleser bereit seien, für Inhalte zu zahlen. Doch selbst das rechne sich meist. Entsprechend fiel Senors Fazit aus: „Wer 2017 für digitale Inhalte kein Geld verlangt, hat im Verlagswesen nichts zu suchen.“