Wohnungen per Los: Mittelstand wurde „ausgebremst“
Die ÖVP sieht sich in ihrer Kritik bestätigt. Durchschnittsverdiener könnten sich die nun angebotenen Wohnungen in Morzg nicht leisten.
SALZBURG-STADT. Leistbare Eigentumswohnungen für die Mittelschicht, das Los entscheidet unter notarieller Aufsicht, welche Kaufinteressenten letztlich zum Zug kommen. So beschrieb Stadtrat Johann Padutsch (Bürgerliste) im Frühjahr das Pilotprojekt an der Dr.-Sylvester-Straße im Stadtteil Morzg. Die Bauarbeiten sollen demnächst beginnen.
Um das Vorhaben auf den Weg zu bringen, schloss die Stadt erstmals mit einem Bauträger, es handelt sich um die TH7 Projekt GmbH, folgende Vereinbarung: Die Stadt genehmigt eine höhere Baudichte. Im Gegenzug bietet der Bauträger auf der gewonnenen Fläche Eigentumswohnungen um maximal 4500 Euro pro Quadratmeter an. In der Vereinbarung ist die Rede von „ca. acht geförderten Wohnungen“.
Dieses Modell klinge verlockend, sagt die Salzburgerin Magdalena Zuckerstätter. Als junge Familie könne man sich in Morzg zu den Marktpreisen kein Eigentum leisten. Im Schnitt kostete dort im Vorjahr ein Quadratmeter Neubaufläche knapp 6000 Euro, der Spitzenwert betrug mehr als 10.000 Euro (siehe Kasten).
Zuckerstätter hatte sofort nach Bekanntwerden der Pläne Interesse bekundet. Die Salzburgerin ist Pflegefachkraft und lebt mit ihrem Mann und ihrem drei Monate alten Sohn in einer DreiZimmer-Mietwohnung in der Stadt. Ein zweites Kind ist geplant. „Mein Mann und ich sahen in dem Angebot eine Chance.“
Nun habe sie Informationen zu den geförderten Wohnungen bekommen, sagt Zuckerstätter. „Ich bin verärgert.“Zum Verkauf stünden nicht acht, sondern sechs geförderte Wohnungen. Für Familien seien sie entweder zu klein oder so groß, dass der Kaufpreis trotzdem zu teuer sei. Das Land fördert bei wachsenden Familien bis zu 90 Quadratmeter, der Rest ist frei zu finanzieren. Dazu kommen Abschläge, wenn der Quadratmeterpreis über 4000 Euro liegt.
Im Angebot sind vier 60 Quadratmeter große Zweizimmerwohnungen mit Tiefgaragenplatz um je 292.000 Euro und zwei 123 Quadratmeter große Vierzimmerwohnungen mit je zwei Stellplätzen um 600.000 Euro. Der Bauträger bevorzugt die Zusammenlegung der Zweizimmer- zu Vierzimmerwohnungen. Die ÖVP sieht sich in ihrer Kritik an dem Projekt bestätigt. Sie hatte als einzige Fraktion dagegengestimmt. Problematisch sah man vor allem die Vergabe durch Losentscheid. Nun zeige sich, dass es die Stadtplanung verabsäumt habe, darauf zu achten, dass der Kaufpreis durch „smarte“Wohnungsgrößen im Rahmen bleibe, kritisiert ÖVP-Klubchef Christoph Fuchs. Der Bauträger habe durch Größe und Zimmeranzahl die Familien als Zielgruppe ausgebremst. „Keine klaren Vorgaben zur Wohnungsgröße trotz großzügigem Dichtebonus,
„Für Familien sind diese Wohnungen zu teuer.“Christoph Fuchs, ÖVP-Klubchef
so wird die Immobilienspekulation noch weiter angeheizt.“
„Im Nachhinein ist man immer klüger“, sagt Stadtrat Padutsch. Er werde mit dem Bauträger besprechen, ob die Vierzimmerwohnungen auf 100 Quadratmeter verkleinert werden können. Biete sich die Möglichkeit, werde dieses Modell aber auch künftig zum Tragen kommen. „Es ist immer noch besser, man bezahlt 4500 Euro statt 9000 Euro.“
Berthold Rindfleisch, der geschäftsführende Gesellschafter der TH7 Projekt GmbH, bezeichnet die Kritik als „sinnlose Nörgelei“. Architektonisch seien keine Zwischengrößen möglich. Man habe sich mit der Stadt drei Jahre lang bemüht, dieses Angebot zu ermöglichen. „Niemand muss dort hinziehen, zudem war die Planung bekannt.“Natürlich seien auch 600.000 Euro viel Geld, man könne in Spitzenlagen wie in Morzg aber nicht Billigpreise erwarten. Es hätten sich bisher 23 Interessenten gemeldet, darunter auch junge Familien, die das Pilotprojekt sehr schätzten. Bisher liege ein unterfertigtes Kaufanbot vor. Die Frist läuft noch bis 30. September.