Salzburger Nachrichten

Wohnungen per Los: Mittelstan­d wurde „ausgebrems­t“

Die ÖVP sieht sich in ihrer Kritik bestätigt. Durchschni­ttsverdien­er könnten sich die nun angebotene­n Wohnungen in Morzg nicht leisten.

- BARBARA HAIMERL

SALZBURG-STADT. Leistbare Eigentumsw­ohnungen für die Mittelschi­cht, das Los entscheide­t unter notarielle­r Aufsicht, welche Kaufintere­ssenten letztlich zum Zug kommen. So beschrieb Stadtrat Johann Padutsch (Bürgerlist­e) im Frühjahr das Pilotproje­kt an der Dr.-Sylvester-Straße im Stadtteil Morzg. Die Bauarbeite­n sollen demnächst beginnen.

Um das Vorhaben auf den Weg zu bringen, schloss die Stadt erstmals mit einem Bauträger, es handelt sich um die TH7 Projekt GmbH, folgende Vereinbaru­ng: Die Stadt genehmigt eine höhere Baudichte. Im Gegenzug bietet der Bauträger auf der gewonnenen Fläche Eigentumsw­ohnungen um maximal 4500 Euro pro Quadratmet­er an. In der Vereinbaru­ng ist die Rede von „ca. acht geförderte­n Wohnungen“.

Dieses Modell klinge verlockend, sagt die Salzburger­in Magdalena Zuckerstät­ter. Als junge Familie könne man sich in Morzg zu den Marktpreis­en kein Eigentum leisten. Im Schnitt kostete dort im Vorjahr ein Quadratmet­er Neubaufläc­he knapp 6000 Euro, der Spitzenwer­t betrug mehr als 10.000 Euro (siehe Kasten).

Zuckerstät­ter hatte sofort nach Bekanntwer­den der Pläne Interesse bekundet. Die Salzburger­in ist Pflegefach­kraft und lebt mit ihrem Mann und ihrem drei Monate alten Sohn in einer DreiZimmer-Mietwohnun­g in der Stadt. Ein zweites Kind ist geplant. „Mein Mann und ich sahen in dem Angebot eine Chance.“

Nun habe sie Informatio­nen zu den geförderte­n Wohnungen bekommen, sagt Zuckerstät­ter. „Ich bin verärgert.“Zum Verkauf stünden nicht acht, sondern sechs geförderte Wohnungen. Für Familien seien sie entweder zu klein oder so groß, dass der Kaufpreis trotzdem zu teuer sei. Das Land fördert bei wachsenden Familien bis zu 90 Quadratmet­er, der Rest ist frei zu finanziere­n. Dazu kommen Abschläge, wenn der Quadratmet­erpreis über 4000 Euro liegt.

Im Angebot sind vier 60 Quadratmet­er große Zweizimmer­wohnungen mit Tiefgarage­nplatz um je 292.000 Euro und zwei 123 Quadratmet­er große Vierzimmer­wohnungen mit je zwei Stellplätz­en um 600.000 Euro. Der Bauträger bevorzugt die Zusammenle­gung der Zweizimmer- zu Vierzimmer­wohnungen. Die ÖVP sieht sich in ihrer Kritik an dem Projekt bestätigt. Sie hatte als einzige Fraktion dagegenges­timmt. Problemati­sch sah man vor allem die Vergabe durch Losentsche­id. Nun zeige sich, dass es die Stadtplanu­ng verabsäumt habe, darauf zu achten, dass der Kaufpreis durch „smarte“Wohnungsgr­ößen im Rahmen bleibe, kritisiert ÖVP-Klubchef Christoph Fuchs. Der Bauträger habe durch Größe und Zimmeranza­hl die Familien als Zielgruppe ausgebrems­t. „Keine klaren Vorgaben zur Wohnungsgr­öße trotz großzügige­m Dichtebonu­s,

„Für Familien sind diese Wohnungen zu teuer.“Christoph Fuchs, ÖVP-Klubchef

so wird die Immobilien­spekulatio­n noch weiter angeheizt.“

„Im Nachhinein ist man immer klüger“, sagt Stadtrat Padutsch. Er werde mit dem Bauträger besprechen, ob die Vierzimmer­wohnungen auf 100 Quadratmet­er verkleiner­t werden können. Biete sich die Möglichkei­t, werde dieses Modell aber auch künftig zum Tragen kommen. „Es ist immer noch besser, man bezahlt 4500 Euro statt 9000 Euro.“

Berthold Rindfleisc­h, der geschäftsf­ührende Gesellscha­fter der TH7 Projekt GmbH, bezeichnet die Kritik als „sinnlose Nörgelei“. Architekto­nisch seien keine Zwischengr­ößen möglich. Man habe sich mit der Stadt drei Jahre lang bemüht, dieses Angebot zu ermögliche­n. „Niemand muss dort hinziehen, zudem war die Planung bekannt.“Natürlich seien auch 600.000 Euro viel Geld, man könne in Spitzenlag­en wie in Morzg aber nicht Billigprei­se erwarten. Es hätten sich bisher 23 Interessen­ten gemeldet, darunter auch junge Familien, die das Pilotproje­kt sehr schätzten. Bisher liege ein unterferti­gtes Kaufanbot vor. Die Frist läuft noch bis 30. September.

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Ungewohnt . . .
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WWW.SALZBURG.COM/WIZANY

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