Verdächtige bleiben in Untersuchungshaft
Im Kriminalfall Krenn steht derzeit Aussage gegen Aussage: Die Haftrichterin sowie die Staatsanwaltschaft gehen weiterhin von einem Mord aus
SALZBURG. „Überlegen Sie sich genau, was Sie sagen.“Dies flüsterte am Donnerstagmittag Rechtsanwalt Franz Essl seinem Mandanten während der Haftprüfung am Landesgericht Salzburg zu. Essl vertritt jenen 24jährigen Musiker aus dem Flachgau, der im Zusammenwirken mit seiner 20-jährigen, nunmehr Ex-Freundin und einem 29-jährigen Gastwirt aus dem Innviertel für den Tod des 63-jährigen Roland Krenn verantwortlich sein soll. Etwas mehr als eine Stunde lang dauerte die Haftprüfungsverhandlung, dann wurde der 24Jährige wieder mit Handschellen gefesselt von der Justizwache abgeführt. Der junge Mann hatte, wie berichtet, Anfang der Woche ein Geständnis abgelegt. Darin hatte er geschildert, gemeinsam mit seiner 20-jährigen Freundin das Opfer mit einem Schlafmittel, das sich in weißen Pralinen befunden hatte, betäubt zu haben. Anschließend hätten sie Roland Krenn in seine Villa in Salzburg gefahren, gefesselt, den Mund verklebt, einen Sack über den Kopf gezogen und im Keller liegen gelassen. Bei dieser Aktion hätten sie nach Geld und Wertsachen gesucht, Tage später auch welche mitgenommen. Ein Mord sei nie geplant gewesen.
Der Hintergrund: Der Musiker hatte angeblich 10.000 Euro Schulden aus Drogengeschäften bei dem ebenfalls inhaftierten Gastwirt, die er nicht begleichen konnte. Die Idee, den als vermögend geltenden Roland Krenn zu berauben, sei vom Gastwirt gekommen, so der Musiker in seinem Geständnis. Dieser habe ihm auch bei der Beseitigung des Toten auf dem Anwesen des Gastwirts geholfen.
„Mein Mandant hat ein reumütiges Geständnis abgelegt. Der Gastwirt war der Anstifter und die Freundin hat eifrig mitgemacht“, sagte Franz Essl, der Verteidiger des Musikers. „Hier liegt ein Raubgeschehen vor, bei dem alle so beteiligt waren, wie es mein Mandant ausgesagt hat. Es wird beim Prozess die Sache der Geschworenen sein, wer lügt.“
Wenige Minuten nachdem der 24-jährige Musiker wieder zurück in die Justizanstalt Puch gebracht wurde, geleiteten Justizwachebeamte die 20-jährige ExFreundin zur Haftprüfungsverhandlung. Diese dauerte nur knapp 20 Minuten. Weinend wurde sie anschließend wieder zurück in die Justizanstalt gebracht.
Ihr Verteidiger Kurt Jelinek erklärte anschließend: „Die Untersuchungshaft wurde bis zum 14.
„Mein Mandant, der Musiker, hat die Wahrheit in diesem Fall gesagt.“Franz Essl, Verteidiger
Oktober fortgesetzt. Ich habe noch keine Rechtsmittelerklärung abgegeben. Wir warten noch auf das psychiatrische Gutachten des Ex-Freundes.“Für ihn sei alles befremdlich, denn es gebe schon so viele unterschiedliche Varianten des 24-Jährigen zum Tathergang, wobei keine mit der anderen übereinstimme. Seine Mandantin sei unbescholten, komme aus gutem Haus.
Auf die Frage, wie sich die 20Jährige vor der Haftrichterin verantwortet habe, sagte Jelinek: „Sie sagt, sie sei nicht schuldig, sei nie beteiligt gewesen, hätte kein Motiv gehabt. Sie habe Roland Krenn vielleicht zwei, drei Mal in ihrem Leben gesehen und keinen Bezug zu ihm gehabt.“
Der ebenfalls in Untersuchungshaft befindliche Gastwirt aus dem Innviertel wird sich wie die beiden Mitangeklagten im Oktober einer Haftprüfung stellen. In der Zwischenzeit gilt es für die Ermittler, jene Tatbestände, die der Musiker in seinem jüngsten Geständnis angeführt hat, zu überprüfen. Staatsanwältin Bar-
bara Fischer: „Nach den Angaben des Musikers wurden aus der Salzburger Villa von Roland Krenn unter anderem Schmuck, eine besondere Uhr, ein Teppich sowie Teddybären entwendet. Herr Krenn hatte auch eine große Steiff-Teddybärsammlung. Bargeld haben der Musiker sowie der Gastwirt nicht gefunden.“Diese Gegenstände würden noch gesucht, damit sie zweifelsfrei zugeordnet werden könnten.