Salzburger Nachrichten

Terror traf wieder London

Bei einer Bombenexpl­osion wurden 29 Menschen verletzt. Der Täter ist flüchtig. Nun gilt die höchste Terrorwarn­stufe.

- Die Bevölkerun­g wurde aufgerufen, die Umgebung der betroffene­n UBahn-Haltestell­e zu meiden.

LONDON. Die Bahn war wie jeden Morgen im Londoner Berufsverk­ehr völlig überfüllt, aber der routiniert­e Pendler Rory Rigney drückte sich mit ein paar anderen Passagiere­n noch in den Waggon. Die Türen waren noch nicht geschlosse­n, da durchbrach ein Knall die Ruhe, und weil dieser nicht „gewaltig laut“war, dachte der 37-Jährige kurz, etwas sei zertrümmer­t worden. Rigney hörte einen Schrei und schon sah er einen „Feuerball“auf sich zukommen, wie er später schilderte.

Eine selbst gebaute Bombe war gegen 8.20 Uhr in einer U-Bahn an der oberirdisc­hen Haltestell­e Parsons Green im Südwesten Londons explodiert. 29 Menschen wurden verletzt, niemand schwebt laut Behörden in Lebensgefa­hr. Es handelte sich hauptsächl­ich um Verbrennun­gen, wegen denen die Opfer behandelt wurden. Die Polizei stufte den Vorfall als Terroransc­hlag ein. Die Ermittlung­en laufen – wie die Großfahndu­ng nach dem entkommene­n Täter oder den Tätern. Am Abend reklamiert­e die IS-Terrormili­z den Anschlag für sich.

Bevor Rigney mit der Menge die Flucht aus dem Waggon gelingen konnte, entdeckte er eine Discounter-Tasche, in die ein weißer Eimer gepackt war, aus dem nun „rote Drähte“herausragt­en. Und er brannte. Hunderte Menschen rannten in Panik zur einzigen Treppe des kleines Bahnhofs, die zu den Ausgängen führt. Augenzeuge­n berichtete­n, wie die Leute zu Boden fielen, übereinand­er trampelten und sich auf den Stufen drängelten. Bereits kurz nach dem Anschlag berief Premiermin­isterin Theresa May den nationalen Krisenstab ein. Den ganzen Tag kreisten Helikopter über der Gegend, die großräumig abgesperrt und untersucht wurde. Hunderte Beamte werteten Videomater­ial und andere Beweismitt­el aus. Nachdem 2005 vier Selbstmord­attentäter 52 Menschen bei Anschlägen töteten, wird immer wieder der öffentlich­e Verkehr als Schwachste­lle ausgemacht.

Medien und Beobachter waren sich einig, dass die Bombe vermutlich nicht wie geplant explodiert sei. „Der Sprengsatz sollte enorme Schäden anrichten“, sagte May. London scheint dieses Mal verhältnis­mäßig Glück gehabt zu haben. Allerdings hat Großbritan­nien hat nach dem Anschlag die höchste Terrorwarn­stufe, „kritisch“, erhöht. May kündigte an, es werde eine höhere Präsenz bewaffnete­r Polizeikrä­fte an öffentlich­en Plätzen geben. Zudem werde das Militär die Polizei unterstütz­en.

Die Terrorwarn­stufe „kritisch“deutet laut Beobachter­n darauf hin, dass ein neuerliche­s Attentat möglicherw­eise unmittelba­r bevorsteht.

 ?? BILD: SN/AP ??
BILD: SN/AP
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria