Die Würde verlor Koller nie
Marcel Koller erhält einen würdigen Abgang statt eines plötzlichen Endes. Das hat er sich verdient, denn trotz der Misstöne zum Ende, trotz zwei von drei verpassten Qualifikationen: Die Ära Koller wird als gute Zeit in Erinnerung bleiben.
Der Schweizer schaffte, was man für unmöglich gehalten hatte: Er stoppte das im österreichischen Fußball tief verwurzelte Suderantentum. In seiner erfolgreichen Phase füllte das Nationalteam nicht nur deshalb die Stadien, weil es Siege feierte. Marcel Koller hatte es zusammen mit seinen Spielern geschafft, Begeisterung und Stolz weit über das FußballKernpublikum hinaus zu entfachen.
Diese „Immer wieder Österreich“-Stimmung ist zwar nach dem EURO-Desaster von Frankreich verflogen. Aber anders als früher ist sie diesmal nicht ins andere Extrem zurückgekippt: Ging es sportlich schlecht, war stets kein Witz zu peinlich, solange er nur auf Kosten der Fußballer ging. Und die Lust daran, die Teamkicker so richtig „einfahren“zu sehen, steckt hierzulande auch bei vielen tief. Dieser Prozess blieb jetzt weitgehend aus. Auch das ist ein Verdienst von Marcel Koller. Denn er hat zwar Spiele verloren, aber – anders als so mancher seiner Vorgänger – nie seine Würde. Deshalb ist es gut und in Ordnung, dass er seine Arbeit jetzt zu Ende führen darf.
Erfolg und Siege wird auch der neue Teamchef nicht ohne weiteres aus dem Hut zaubern können. Aber er ist sicher gut beraten, Kollers Weg des seriösen Arbeitens fortzusetzen.