Salzburger Nachrichten

Die Würde verlor Koller nie

- GERHARD.OEHLINGER@SALZBURG.COM

Marcel Koller erhält einen würdigen Abgang statt eines plötzliche­n Endes. Das hat er sich verdient, denn trotz der Misstöne zum Ende, trotz zwei von drei verpassten Qualifikat­ionen: Die Ära Koller wird als gute Zeit in Erinnerung bleiben.

Der Schweizer schaffte, was man für unmöglich gehalten hatte: Er stoppte das im österreich­ischen Fußball tief verwurzelt­e Suderanten­tum. In seiner erfolgreic­hen Phase füllte das Nationalte­am nicht nur deshalb die Stadien, weil es Siege feierte. Marcel Koller hatte es zusammen mit seinen Spielern geschafft, Begeisteru­ng und Stolz weit über das FußballKer­npublikum hinaus zu entfachen.

Diese „Immer wieder Österreich“-Stimmung ist zwar nach dem EURO-Desaster von Frankreich verflogen. Aber anders als früher ist sie diesmal nicht ins andere Extrem zurückgeki­ppt: Ging es sportlich schlecht, war stets kein Witz zu peinlich, solange er nur auf Kosten der Fußballer ging. Und die Lust daran, die Teamkicker so richtig „einfahren“zu sehen, steckt hierzuland­e auch bei vielen tief. Dieser Prozess blieb jetzt weitgehend aus. Auch das ist ein Verdienst von Marcel Koller. Denn er hat zwar Spiele verloren, aber – anders als so mancher seiner Vorgänger – nie seine Würde. Deshalb ist es gut und in Ordnung, dass er seine Arbeit jetzt zu Ende führen darf.

Erfolg und Siege wird auch der neue Teamchef nicht ohne weiteres aus dem Hut zaubern können. Aber er ist sicher gut beraten, Kollers Weg des seriösen Arbeitens fortzusetz­en.

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Gerhard Öhlinger

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