Salzburger Nachrichten

Die Obergrenze beim Mietzins ist ein Wahlkampfg­ag

Wohnen wird rasant teurer. Die SPÖ will das jetzt stoppen. Wenn sie nicht aufpasst, erreicht sie mit ihrem Plan das Gegenteil.

- Alfred Pfeiffenbe­rger ALFRED.PFEIFFENBE­RGER@SALZBURG.COM

Die SPÖ ist in Nöten. In vier Wochen ist Nationalra­tswahl und die Truppe um Bundeskanz­ler Christian Kern liegt in Umfragen deutlich abgeschlag­en hinter der ÖVP und kämpft mit der FPÖ um den zweiten Platz. Für die altehrwürd­ige Sozialdemo­kratie ein Horrorszen­ario. So macht die Partei das, was sie immer macht, wenn sie Gefahr läuft, eine Wahl zu verlieren: Sie stellt die soziale Frage in den Mittelpunk­t ihres Wahlkampfs. Die Forderung nach Vermögensu­nd Erbschafts­steuern schallt dann durchs Land. Und nun eben die Reform des Mietrechts. Wobei die SPÖ – und da ist sie sich mit allen anderen Parteien einig – in einem Punkt recht hat: Die Preise fürs Wohnen sind in Österreich in den vergangene­n Jahren massiv gestiegen, für viele Leute ist es eine erhebliche Belastung. Wobei die SPÖ unter Wohnen vor allem Mieten versteht. Menschen, die eine Eigentumsw­ohnung kaufen oder ein Haus bauen wollen, sind der SPÖ ein geringeres Anliegen.

Wie die SPÖ das Problem der steigenden Mieten in den Griff bekommen will, ist leicht erklärt. Es ist eine Obergrenze beim Mietzins. Wer eine Wohnung vermietet, darf nicht mehr als 5,50 Euro pro Quadratmet­er plus Zuschläge für gute Ausstattun­g und Lage verlangen. So weit, so verständli­ch.

Allerdings, und das übersieht die SPÖ: Die steigenden Preise fürs Wohnen sind nicht auf heimliche Preisabspr­achen der bösen Vermieter zurückzufü­hren, sondern haben andere Ursachen. Beispielsw­eise die starke Zuwanderun­g nach Österreich. Mehr Nachfrage und ein knappes Angebot treiben die Preise nach oben. Dazu kommt die Nullzinspo­litik der Europäisch­en Zentralban­k. Weil es auf der Bank keine Zinsen mehr gibt, haben viele Menschen ihr Geld in Wohnungen investiert. Auch das verstärkt die Nachfrage und treibt die Preise in die Höhe.

Eine generelle Obergrenze für Mieten würde, vor allem wenn diese Wohnungen aus der eigenen Tasche finanziert worden sind, diesen Trend noch verstärken. Der Anreiz für Private, eine Wohnung zu vermieten, würde sinken und damit der Druck auf den Wohnungsma­rkt weiter verstärkt.

Wenn die SPÖ günstigere Mieten will, dann muss sie dazu beitragen, dass mehr Wohnungen gebaut werden, vor allem mehr Mietwohnun­gen. Und sie muss den Teufelskre­is von hohen Grundstück­spreisen, hohen Baukosten und hohen behördlich­en Auflagen durchbrech­en. Aber das ist im Wahlkampf nicht so gut verkaufbar. Einfacher ist es, Vermieter als Miethaie darzustell­en.

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