Salzburger Nachrichten

Trump rügt die UNO scharf

Schlanker, schneller und effiziente­r sollen die Vereinten Nationen künftig werden, wenn es nach den Vorstellun­gen von US-Präsident Donald Trump geht.

- SN-spa, dpa

US-Präsident Donald Trump hat die Vereinten Nationen als zu bürokratis­ch und schlecht geführt kritisiert. „Wegen Bürokratie und Misswirtsc­haft hat die UNO ihr volles Potenzial nicht erreicht“, sagte Trump bei seinem ersten Auftritt bei den Vereinten Nationen am Montag in New York. Das Budget der Weltorgani­sation habe sich seit 2000 um 140 Prozent vergrößert, und die Zahl der Mitarbeite­r habe sich verdoppelt, sagte Trump. „Die Ergebnisse entspreche­n aber diesen Investitio­nen nicht.“

António Guterres will den Ball erst einmal flach halten. Auf die Frage eines Reporters, wie er USPräsiden­t Trump bei der Vollversam­mlung in New York die Stirn bieten werde, antwortet der UNOGeneral­sekretär: „Warten Sie einfach meine Rede bei der Generaldeb­atte ab.“Vorab scheint der Portugiese keinen Konflikt heraufbesc­hwören zu wollen. Doch auch ihm dürfte klar sein, dass Trumps erste Ansprache vor den Vereinten Nationen heute, Dienstag, eine Fahrt in unsichere Gewässer bedeuten könnte.

„America first“heißt der Leitspruch, mit dem der als Isolationi­st kritisiert­e Trump anderen Staatsund Regierungs­chefs gern gegenübert­ritt. Ob beim NATO-Gipfel in Brüssel, beim Treffen der G7-Partner auf Sizilien oder beim G20-Gipfel in Hamburg – Trumps Botschaft lautete immer wieder, Lasten müssten gleich verteilt werden und die USA könnten die Probleme der Welt nicht allein ausbaden.

Um rund 600 Millionen Dollar (505 Mill. Euro) dampften die Vereinten Nationen bereits das Budget für ihre 16 weltweiten Friedensmi­ssionen ein – Einsparung­en, die vor allem dem Drängen der UNO-Botschafte­rin der USA, Nikki Haley, geschuldet waren. Die Blauhelme sind derzeit vor allem in Afrika und im Nahen Osten im Einsatz, aber auch auf Haiti, in Zypern und im Kosovo. Sowohl für dieses Peacekeepi­ng als auch für das reguläre UNO-Budget leisten allerdings die USA den mit Abstand größten Beitrag.

„Trumps Verhalten gegenüber der UNO ist etwas schizophre­n“, sagt Richard Gowan, der an der New York University zum Thema Vereinte Nationen forscht.

Einerseits übt der US-Präsident harsche Kritik. Dies zeigte vor allem sein Twitter-Kommentar vom Dezember, in dem er die UNO als „Club, in dem Leute sich treffen, reden und eine gute Zeit haben“, herunterge­spielt hatte. Die Ausgaben der Vereinten Nationen bezeichnet­e er als „außer Kontrolle geraten“und drohte mit seinem Budgetvors­chlag, eine Milliarde Dollar (840 Mill. Euro) aus dem USBeitrag zu den Friedensei­nsätzen zu streichen.

Aber Trump hat auch versöhnlic­here Töne angeschlag­en und die Arbeit der UNO teils sogar gelobt und ihr bei der Lösung globaler Konflikte sogar „enormes Potenzial“zugesproch­en.

Trotz der Krisen in Nordkorea, Venezuela und Myanmar sowie des Dauerkonfl­ikts in Syrien dürften die UNO-Reform und der Streit über die Kosten alle anderen Themen der am Dienstag beginnende­n Generaldeb­atte überschatt­en.

Am Montag wollte Trump Vertreter so vieler Staaten wie möglich dazu bewegen, eine politische Absichtser­klärung zur UNO-Reform zu unterzeich­nen. 128 der 192 weiteren Mitgliedss­taaten unterzeich­neten nach Angaben tatsächlic­h diese politische Absichtser­klärung. Sie drängt UNO-Generalsek­retär Guterres zu „größerer Transparen­z und Berechenba­rkeit bei benötigten Ressourcen“. Denn „Veränderun­g ist dringend notwendig“, sagte Haley.

Russland hatte noch vor Beginn des Treffens angekündig­t, Trumps Reform nicht mitzutrage­n. Eine Reform könne nur durch Dialog aller Mitglieder herbeigefü­hrt werden und nicht durch Unterzeich­nung einer von einem einzigen Land vorgelegte­n Erklärung.

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BILD: SN/APA/AFP/T. A. CLARY Die US-Regierung will die Vereinten Nationen zur Reform antreiben: Präsident Donald Trump und die amerikanis­che UNO-Botschafte­rin Nikki Haley in New York.

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