Zwölf gegen einen: Komödie der Seitensprünge
Es ist Zeit für die Abrechnung. Jeanne will von Maxime wissen, wie viele. Keine Namen, nur die Zahl. Zwölf, gibt er zu. Und sie? Eine – die aber dafür neun Monate.
Das ist die Ausgangslage für Eric Assous’ Komödie „Illusionen einer Ehe“. Der Titel ist Programm, denn natürlich wendet sich das Blatt des glücklichen Paares, als Freund Claude auftaucht. Ist er derjenige für besagte neun Monate? Da ist das raffinierte Spiel schon nicht mehr aufzuhalten. Es mündet, worin es münden muss: ins Geständnis. Denn Maxime hatte ein Verhältnis, das gnadenlos aufgedeckt wird. Und dann: Tabula rasa. Die Ehe geht weiter, weil die Illusionen nicht mehr geleugnet werden (können).
Französische Komödien leben vom unwiderstehlichen Charme heiterer Konversationston-Leichtigkeit mit ernstem, bitterem Kern. Sie bieten in diesem Sinne bestes Schauspielerfutter, das in der Aufführung des Schauspielhauses Salzburg zum Saisonstart vor allem Susanne Wende mit wohldosiert kalkulierter, trocken-pointierter Treffsicherheit serviert. „Ihre“Männer – Antony Connor, dem man in seiner bräsigen Gutmütigkeit den flatterhaften Schwerenöter Maxime gar nicht abnimmt, und Bülent Özdil, der als Claude etwas zu offensichtlich herumsteht – kommen an Jeannes präzisen Tonfall nicht heran.
Durchlässig wie der Blick in die Ehe-Seele ist Isabel Grafs Bühnenbild mitten im Studio. Auf schwarz spiegelnder Fläche und unter einem naturbelassenen Baumast wird Konversation gespielt, die vom Publikum von beiden Seiten eingesehen werden kann. Gleichzeitig sieht natürlich die eine Hälfte der Zuschauer auch die andere. Regisseur Christoph Batscheider braucht nicht mehr zu tun, als die Rededuelle stückimmanent zuzuschleifen, was ihm wie gewohnt handwerklich sicher gelingt. Krachenden Humor sollte man nicht suchen, das auch übersetzungssprachlich feine Florett ist freilich ohnedies viel „stichhaltiger“. Theater: „Illusionen einer Ehe“von Eric Assous. Schauspielhaus Salzburg, bis 3. November.