Kinder vor Pornografie schützen
Leserbrief zu „Porno in Prozent“(SN, 12. 8.) und zum Leserbrief „Pornografie im Internet bremsen“(29. 8.).
Der Verein Selbstbewusst ist seit 2004 an den Salzburger Schulen und erreicht mit seinen sexualpädagogischen Workshops inzwischen über 2000 Kinder und Jugendliche pro Jahr.
Selbstverständlich ist das Thema Sexualität und Neue Medien, ist Pornografie in den Klassen seit vielen Jahren präsent und wird in unseren Workshops altersgerecht thematisiert.
Pornografie im Internet ist für Kinder oft der Erstzugang zum Thema Sex überhaupt, und das unabhängig von städtischem oder ländlichem Umfeld. Heute haben bereits viele Volksschüler und -schülerinnen – oft unfreiwillige – Erfahrung mit pornografischen Inhalten gemacht. Für Burschen in der VS ist es oft eine Art Mutprobe, einen Porno am Smartphone zu haben. Mädchen werden meist etwas später damit konfrontiert. Manchmal finden es Jugendliche „cool“, Volksschülern einen Porno unter die Nase zu halten. Würden sie wissen, dass sie sich damit strafbar machen, täten sie es nicht.
Jugendliche suchen oft gezielt im Netz, weil sie etwas über Sex erfahren möchten. Das Fatale: Sie nehmen Pornografie eher als Dokumentation denn als „Actionfilm“wahr – nach der Devise „Das alles sollte ich können/machen“. Dies verbreitet Stress bei Mädchen wie auch bei Burschen.
Meist werden Kinder und Jugendliche mit den oftmals verstörenden oder abstoßenden bewegten Bildern aber alleingelassen: Kaum jemand mag mit den Eltern oder Pädagogen und -innen über dieses Tabuthema reden.
Was also tun? Wir vertreten die Meinung, dass es wichtig ist, Kindern vor einem möglichen Erstkontakt mit Pornografie eine liebevolle, altersadäquate Aufklärung zu ermöglichen. Dass Sexualität etwas mit Liebhaben, Einverständnis, dem eigenen Tempo, Grenzensetzen und -artikulieren etc. zu tun hat. Dass Jugendliche die Wahrheit der Pornoindustrie erfahren und welche Seiten im Netz gute Infos geben. Denn Medienkompetenz kann nicht durch Verbote erreicht werden oder indem wir Erwachsenen sie alleinlassen und hoffen, dass sie nicht Pornos schauen. Wie so oft im Leben: Schützen kann man nur, indem man darüber redet! Bleiben wir im Gespräch mit den Kindern und Jugendlichen, auch bzw. gerade bei diesem Thema. Mag.a Gabriele Rothuber & Ing. Robert Steiner, Geschäftsführung Verein Selbstbewusst,