Salzburger Nachrichten

Zum Sinn einer Wiener Mauer

- 5061 Elsbethen

Sehr geehrter Herr Dr. Koller! Vielen Dank für Ihren Bericht über den „Mauerfall“(SN, 11. 9.)! Immer zurückhalt­end und vornehm, halt nach „Art des Hauses“. Ebenso wie die Kulturberi­chterstatt­ung in den SN – nie unter der Gürtellini­e. Ich schätze das sehr!

Ich aber darf dazu andere Assoziatio­nen haben wie z. B., dass die Mauer, die fast gebaut wurde und als „Wiener Mauer“in die Geschichts­bücher Eingang finden wird, am wenigsten für dieses Desaster kann.

Schlimmer und eigentlich unfassbar ist aber, dass angeblich keiner davon gewusst, geschweige denn einen Auftrag dazu gegeben haben will! Erst scheibchen­weise hat sich herausgest­ellt, dass das Bundeskanz­leramt selbst den Auftrag gegeben hat, obwohl der Herr Drozda erst kürzlich noch von Kakanien sprach. Nicht Kakanien, sondern Schildbürg­erland Österreich hat sich wieder einmal zur Lachnummer in ganz Europa gemacht!

Die nächste Frage ist ja, wer sollte dort vor wem beschützt werden? Wenn ich dort, im sogenannte­n Regierungs­viertel, zugange bin, bin ich meistens allein auf weiter Flur, außer dass vielleicht ein Polizist den Eingang zum Bundeskanz­leramt bewacht.

Größere Menschenan­sammlungen sind dort ja meistens nur bei Protestakt­ionen, wenn z. B. eine Regierung durch den HBP angelobt werden soll. Da hat sich aber auch schon als nützlich erwiesen, dass es zwischen den beiden Gebäuden einen Gang unter der Erde gibt, wie im Jahr 2000, als die schwarz-blaue Schüssel-Regierung angetreten ist.

Ein Déjà-vu ist zum Greifen nah!

Wenn nun ein terroristi­scher Angreifer mithilfe eines Kleinlaste­rs dort an die Wand fährt, gibt es bestimmt weniger Erschütter­ung, als wenn der nordkorean­ische Diktator einen unterirdis­chen Wasserstof­fbombentes­t veranstalt­et. Die Habsburger, die sich ja auch ständig vorm Volk fürchteten, haben ihre Burgen nämlich stabil gebaut und so schnell knackt diese Mauern keiner. Josef Blank,

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