Zum Sinn einer Wiener Mauer
Sehr geehrter Herr Dr. Koller! Vielen Dank für Ihren Bericht über den „Mauerfall“(SN, 11. 9.)! Immer zurückhaltend und vornehm, halt nach „Art des Hauses“. Ebenso wie die Kulturberichterstattung in den SN – nie unter der Gürtellinie. Ich schätze das sehr!
Ich aber darf dazu andere Assoziationen haben wie z. B., dass die Mauer, die fast gebaut wurde und als „Wiener Mauer“in die Geschichtsbücher Eingang finden wird, am wenigsten für dieses Desaster kann.
Schlimmer und eigentlich unfassbar ist aber, dass angeblich keiner davon gewusst, geschweige denn einen Auftrag dazu gegeben haben will! Erst scheibchenweise hat sich herausgestellt, dass das Bundeskanzleramt selbst den Auftrag gegeben hat, obwohl der Herr Drozda erst kürzlich noch von Kakanien sprach. Nicht Kakanien, sondern Schildbürgerland Österreich hat sich wieder einmal zur Lachnummer in ganz Europa gemacht!
Die nächste Frage ist ja, wer sollte dort vor wem beschützt werden? Wenn ich dort, im sogenannten Regierungsviertel, zugange bin, bin ich meistens allein auf weiter Flur, außer dass vielleicht ein Polizist den Eingang zum Bundeskanzleramt bewacht.
Größere Menschenansammlungen sind dort ja meistens nur bei Protestaktionen, wenn z. B. eine Regierung durch den HBP angelobt werden soll. Da hat sich aber auch schon als nützlich erwiesen, dass es zwischen den beiden Gebäuden einen Gang unter der Erde gibt, wie im Jahr 2000, als die schwarz-blaue Schüssel-Regierung angetreten ist.
Ein Déjà-vu ist zum Greifen nah!
Wenn nun ein terroristischer Angreifer mithilfe eines Kleinlasters dort an die Wand fährt, gibt es bestimmt weniger Erschütterung, als wenn der nordkoreanische Diktator einen unterirdischen Wasserstoffbombentest veranstaltet. Die Habsburger, die sich ja auch ständig vorm Volk fürchteten, haben ihre Burgen nämlich stabil gebaut und so schnell knackt diese Mauern keiner. Josef Blank,