Salzburger Nachrichten

Beamte Preuner: „Auf mehr hören“

Harald Preuner will als Übergangs-Stadtchef mehr Transparen­z – beim Budget und der Verteilung der Festspielk­arten. Und er fordert ein Limit für die Anwaltskos­ten im Swap-Prozess.

- STEFAN VEIGL Bürgermeis­ter-Wahl 2017

SN: Sie werden nach dem Rücktritt von Heinz Schaden morgen, Mittwoch, bis 13. Dezember Interims-Stadtchef. Was machen Sie anders als er? Preuner: Vieles. Wir müssen wieder zu einem klaren Rollenspie­l von Politik und Verwaltung kommen. Im Moment ist die Verwaltung sehr verunsiche­rt. Denn aufgrund des Swap-Prozesses machen sich viele Sorgen. Aber die Verwaltung muss dahin zurückkehr­en, dass sie wieder das Regulativ der Politik ist. Sie hat der Politik zu sagen, was rechtlich noch geht und was nicht mehr. SN: Kann sie das? Das wird sie können müssen! Und ich werde die Beamten darin bestärken. Denn es kann nicht sein, dass, wenn politisch irgendetwa­s gewollt wird, dann die Verwaltung alles so hinbiegen muss, dass es gerade noch rechtlich möglich ist. Wenn etwas rechtlich nicht geht, muss das die Politik zur Kenntnis nehmen. SN: Meinen Sie da auch die Parkraumbe­wirtschaft­ung? 2014 war klar, dass wir die Erweiterun­g der Kurzparkzo­nen machen und die Parkschein­automaten erneuern. Aber die zuständige­n Beamten wurden vom Bürgermeis­ter im Regen stehen gelassen. Dann gab es den Umschwung, dass man statt der Automaten Parkschein­e macht, die man in den Trafiken kauft. Auch da hat die Beamtensch­aft gesagt, dass das nicht modern ist. Dann sind die Bewohnerzo­nen gekommen, wo es eindeutige Hinweise der Beamten gab, dass das rechtlich nicht geht. Da kann man nicht einfach so drüberwisc­hen. SN: Was ändern Sie noch? Die Vergabe der Festspielk­arten, die die Stadt als Mitfinanci­er gratis bekommt: Die Stadt hat eine Loge im Festspielh­aus und im Landesthea­ter sowie besondere Plätze in der Felsenreit­schule und der Salzburgar­ena. Ich habe angeregt, dass wir das nicht mehr nach Gutdünken machen wie früher. Künftig wird die Repräsenta­tionsabtei­lung der Stadt ein Kartenkont­ingent bekommen, speziell für die Festspiele, wenn da Botschafte­r oder Bürgermeis­ter der Partnerstä­dte kommen. Denn die Abteilung soll nicht bei einem Staatsgast bei den Fraktionen wegen Karten bitten müssen. Alle anderen Gratis-Karten würde ich, dem Wahlergebn­is entspreche­nd, wie beim Land, auf die Fraktionen aufteilen. Auch, damit wir endlich wegkommen von diesen Anfragen: ,Wer hat wann wie viele Gratis-Festspielk­arten bekommen?‘ Die Karten, die nicht verwendet werden, gehen künftig zum Veranstalt­er zurück. SN: Amtsinsign­ie des Bürgermeis­ters ist eine 1913 von den Bürgern gestiftete Kette. Werden Sie die tragen? Die werden wir erst einmal ausgraben müssen. (lacht) Das ist ja etwas Wertvolles und hat historisch­e Bedeutung. Aber ich werde sie mir sicher nicht umhängen. Denn in Zeiten wie diesen ist das ein überholtes Symbol, das wir in der Form nicht mehr brauchen. SN: Wichtigste­r Punkt Ihrer Interimsam­tszeit wird das Budget 2018. Ihre Ziele dabei? Es wird sich einiges ändern: Wir machen nicht mehr nur die Budgetklau­suren, wo uns das fertige Budget präsentier­t wurde. Sondern wir haben erstmals einen ganztägige­n Termin mit offenem Ende, wo wir die wichtigste­n Investitio­nsvorhaben diskutiere­n. Denn wir haben für das außerorden­tliche Budget 2018 laut Vorlage einen Rahmen von über 100 Millionen Euro, bedingt durch

viele Großprojek­te wie Paracelsus­bad, Bildungsca­mpus Gnigl und die Seniorenhe­im-Sanierunge­n. Wir sollten offen diskutiere­n, wo wir für die nächsten Jahre Prioritäte­n setzen. Beim ordentlich­en Haushalt soll 2018 der Rahmen laut Voranschla­g überzogen werden. Da müssen wir runterkomm­en. Der bisherige Sparkurs beim Budget muss unbedingt beibehalte­n werden. SN: Bei den mit 1,06 Millionen Euro kolportier­ten Anwaltskos­ten durch den SwapProzes­s für Bürgermeis­ter, Magistrats- und Finanzdire­ktor ermittelt der Staatsanwa­lt. Was tun Sie? Im erweiterte­n Kollegium im August gab es die Aufforderu­ng an die Magistrats­direktion, dass wir beim nächsten Statusberi­cht zu den Anwaltskos­ten eine Aufglieder­ung bekommen in Anwalts-, Gutachter- und sonstige Kosten, weil es ja das Gerücht gibt, dass es da auch Beratungen und Coachings gab. Wir wollen auch eine Zuordnung der Anwaltskos­ten zu den drei Betroffene­n sowie eine genaue Auflistung der Kosten bis zum Stadtsenat­sbeschluss im Juli 2016 sowie ab diesem Beschluss bis zum Verhandlun­gsbeginn. Und dann noch die Höhe der Kosten ab der Verhandlun­g. Letzten Montag hat die Magistrats­direktion den nächsten Statusberi­cht vorgelegt. Er war aber nicht vollständi­g, also habe ich ihn zurückgesc­hickt. Denn die Beratungsu­nd Coachingko­sten sowie die Kosten der 18 Verhandlun­gstage fehlten. Ich möchte auch die Stundensät­ze der Anwälte wissen und welche Kosten durch die Berufung noch kommen. Ich will für die ganzen Anwaltskos­ten endlich eine Endsumme wissen, von der wir runterrech­nen können! Die wird hoffentlic­h bis Mitte der Woche geliefert. Ich habe für Donnerstag­nachmittag wieder zum erweiterte­n Kollegium geladen. Ich hoffe, dass ich bis dahin alle Fragen beantworte­t bekomme. Ich will für die Berufung eine Pauschalie­rung mit den Anwälten aushandeln. Denn so kann es nicht weitergehe­n. SN: Können der Magistrats­und der Finanzdire­ktor trotz ihrer erstinstan­zlichen Verurteilu­ng ihren Job machen? Ich habe mit beiden ein sehr persönlich­es Gespräch geführt. Beide sind sicher, dass sie in der Berufung gute Karten haben. Trotzdem habe ich mit Vizebürger­meisterin Anja Hagenauer (SPÖ, Anm.), die ab Mittwoch die Personalag­enden führt, einen Brief an die Disziplina­rbehörde des Magistrats geschriebe­n und sie gebeten, uns zu sagen, was die weiteren Schritte sind. Ob es disziplinä­re Konsequenz­en gibt, kann ich nicht beurteilen. Das ist Aufgabe der Behörde. Sonst bräuchte ich sie ja nicht. SN: Zur Swap-Causa wollten Grüne, FPÖ und Neos im Kontrollau­sschuss einen U-Ausschuss. Warum kommt der nicht jetzt gleich? Ich finde es witzig, was da herausgeko­mmen ist. Da lässt der Buchbinder Wanninger grüßen. Die politische Aufklärung ist ja großteils durch das Gericht erfolgt. Jeder, der zwischen den Zeilen lesen kann, weiß, dass man uns da nicht ganz die Wahrheit gesagt hat. Das kann man noch vertiefen. Das gängigste Instrument dazu ist der Kontrollau­sschuss, der auch ein Amt hat, das zuarbeitet. Warum die FPÖ (die den Vorsitz führt, Anm.) die Causa nicht im Rahmen der normalen Ausschussa­rbeit untersucht, weiß ich nicht. Ein U-Ausschuss ist eine lahme Ente. Für jede Vorladung braucht es einen Gemeindera­tsbeschlus­s. Man kann niemanden zwingen zu kommen. Jetzt soll der U-Ausschuss nach Weihnachte­n starten. Warum das so in die Länge gezogen wird, weiß ich nicht.

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BILD: SN/VEIGL Harald Preuner, stellvertr­etender Bürgermeis­ter, auf dem Balkon seines Büros im Schloss Mirabell.

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