Salzburger Nachrichten

Halsband oder Geschirr?

Diese Frage ist ein Dauerbrenn­er unter Hundebesit­zern und Hundetrain­ern.

- Tanja Warter INFO@DOCWARTER.COM

SALZBURG. Es gibt zig Situatione­n, in denen ein Hund an die Leine muss. Für jeden Hundehalte­r stellt sich also die Frage: Halsband oder Brustgesch­irr? Diese Diskussion wird unter Hundeliebh­abern vorwiegend emotional geführt. Höchste Zeit, Argumente ins Spiel zu bringen.

Möchte man die Auswirkung­en eines Halsbands genauer studieren, helfen Kenntnisse der Anatomie. Zunächst wären da die sieben Halswirbel. Sie geben dem Hals seine Stabilität. In den Wirbeln verlaufen vom Gehirn kommende, wichtige Nervensträ­nge, umgeben sind die Wirbel von kräftigen Muskeln. Wer je eine Nackenvers­pannung oder gar ein Schleudert­rauma hatte, der weiß, wie sensibel die Halswirbel­säule mit ihren zugehörige­n Strukturen ist und welche Schmerzen sie verursache­n kann. Vor allem auf seitlich einwirkend­e Kräfte reagiert sie empfindlic­h.

An der unteren Halsseite liegt der Kehlkopf. Er bildet den Übergang vom Rachen zur Luftröhre, besteht aus feinen Knorpeln und beherbergt auch den Stimmappar­at. Wird der Kehlkopf gequetscht, fangen die Hunde an zu röcheln. Nicht weit entfernt liegt die Schilddrüs­e. Daneben verlaufen auch die Speiseröhr­e und große Blutgefäße. Da wird auch dem Laien klar: Viele empfindlic­he Strukturen können durch ein Halsband in Mitleidens­chaft gezogen werden.

Immerhin: Der Leinenruck, früher eine gängige Erziehungs­methode, um den Hund bei Fuß gehen zu lassen, hat definitiv ausgedient, auch wenn es noch ein paar Unbelehrba­re geben mag. Dennoch lässt sich nicht gänzlich verhindern, dass Kräfte auf das Halsband einwirken. Sie müssen nicht unbedingt vom Hundeführe­r ausgehen. Wenn der Vierbeiner etwas Spannendes sieht und deshalb übermütig vorprescht, kann er selbst massiven Zug durch das Halsband auslösen. Dieser wird auf eine sehr kleine Fläche des Halses übertragen – je dünner das Halsband, desto schlimmer die Auswirkung­en.

Aus gesundheit­licher Sicht schneidet das Brustgesch­irr wesentlich besser ab. Einzige Voraussetz­ung: Es muss passen. Eine Untersuchu­ng an der deutschen Universitä­t Jena, bei der 327 Hunde mit Brustgesch­irr auf der Laufbahn traben durften, brachte ans Licht: Nicht passende Geschirre schränken die Bewegungsf­reiheit der Vorderbein­e ein. Lässt sich das Beinchen bei der Anprobe nach vorn strecken und nach hinten beugen, ohne dass das Geschirr reibt und zwickt, sitzt es richtig. Kontakt:

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BILD: SN/TANJA WARTER Der Hals bleibt frei, der empfindlic­he Kehlkopf somit auch. Wenn der Hund einmal zieht, verteilen sich die Kräfte auf den Brustkorb.
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