Salzburger Nachrichten

Der Bürgermeis­ter büßt für seinen Fehler

Heute tritt in Salzburg Heinz Schaden zurück. Was bleibt, ist eine respektabl­e politische Bilanz. Aber auch ein ungutes Gefühl.

- Manfred Perterer MANFRED.PERTERER@SALZBURG.COM

Der langjährig­e Salzburger Bürgermeis­ter Heinz Schaden hätte sich ein rühmlicher­es Ende seiner politische­n Laufbahn gewünscht und wohl auch verdient. Heute muss er, nach einer – noch nicht rechtskräf­tigen – Verurteilu­ng zu drei Jahren Haft (ein Jahr unbedingt) durch ein freies, unabhängig­es Gericht, seine Funktionen zurücklege­n.

Viel ist nach dem Urteil darüber diskutiert worden, ob es gerecht oder ungerecht, angemessen oder weit überzogen sei, einen insgesamt verdienten Politiker für einen einzigen schweren Fehler ins Gefängnis und damit ins politische Ausgedinge zu schicken. Für viele ist hier die Verhältnis­mäßigkeit verloren gegangen. Sie erinnern an Kinderschä­nder und Räuber, die mit geringeren Haftstrafe­n davonkomme­n. Auch wenn die Verurteilu­ng rechtens ist, es bleibt ein ungutes Gefühl.

Heinz Schaden stand, als er die schwer ins Minus gerutschte­n Finanzpapi­ere an das Land Salzburg schob, unter politische­m Druck. Zum einen hatte er eine Olympiabew­erbung gegen den Willen der Mehrheit in der Bevölkerun­g durchgedrü­ckt und dann verloren, zum anderen stand eine Wahl bevor, bei der ihm das Auffliegen eines Millionenv­erlusts nach Spekulatio­nsgeschäft­en sicher nicht hilfreich gewesen wäre. Er hatte ganz wesentlich­e politische Gründe, um die faulen Papiere ohne großes Aufsehen und ohne Einbindung der Gremien loszuwerde­n.

Die rechtliche Bilanz für Heinz Schaden ist desaströs, die politische unterm Strich nicht. Er hat Salzburg schuldenfr­ei gemacht (klingt angesichts der Swap-Affäre paradox), er hat einzelne Stadtteile modernisie­rt, er hat gegenüber der Wirtschaft ein offenes Ohr gehabt, er hat die Kultur stark gefördert, er hat als gelernter Diplomat die Stadt auf dem internatio­nalen Parkett musterhaft vertreten, er hat Salzburg ein soziales Antlitz verliehen.

Aus dem gebürtigen Steirer Heinz Schaden ist ein überzeugte­r Salzburger geworden, aber vor allem ein leidenscha­ftlicher Europäer. Das hat ihn gegenüber anderen Regional- und Kommunalpo­litikern ausgezeich­net. Er hat immer auch das große Ganze im Auge gehabt. Manchmal war er bitzelig, oft großzügig.

Einmal hat er das rechte Augenmaß verloren. Dafür muss er jetzt politisch, menschlich und möglicherw­eise auch wirtschaft­lich büßen. Die von Heinz Schaden angefochte­ne Strafe ist hoch. Sollte sie in Rechtskraf­t erwachsen, dann drohen ihm Millionenk­lagen. Salzburg hat ihm viel zu verdanken. Das sollte bedacht werden, bevor man ihn vollends ruiniert.

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