Salzburger Nachrichten

Eurofighte­r: Klage gegen Klage

Warum der Eurofighte­r-Untersuchu­ngsausschu­ss vorzeitig beendet wurde. Und warum Airbus nun mit gerichtlic­hen Schritten droht.

- A. k.

Der Untersuchu­ngsausschu­ss ist abgeschlos­sen, es lebe der Untersuchu­ngsausschu­ss. Zwar tagte der zwecks Aufklärung der Eurofighte­r-Affäre eingesetzt­e parlamenta­rische UAusschuss am Dienstag zum letzten Mal, da er wegen der Neuwahl seine Arbeit vorzeitig beenden muss. Doch aus den Parteien gibt es Signale, dass in der nächsten Legislatur­periode ein neuer Ausschuss eingesetzt werden könnte. Denn aufgrund der kurzen Zeit konnten die parlamenta­rischen Ermittler nur zwei der vier geplanten Kapitel erledigen. Vor allem die Vertreter von Neos und Grünen drängten bei der gestrigen Abschlussp­ressekonfe­renz auf einen weiteren Ausschuss, auch SPÖ und ÖVP zeigten sich diesem Vorhaben gegenüber aufgeschlo­ssen.

Unbeschade­t eines möglichen weiteren Ausschusse­s ist jetzt die Justiz am Wort. Und das möglicherw­eise gleich zweifach. Zum einen liegt eine Betrugsanz­eige von Verteidigu­ngsministe­r Hans Peter Doskozil gegen den Eurofighte­r-Lieferante­n Airbus vor. Zum anderen will sich Airbus ebendas nicht gefallen lassen. Der Konzern brachte am Montag eine Stellungna­hme bei der Staatsanwa­ltschaft Wien ein und will eine Gegenklage gegen die Republik Österreich nicht ausschließ­en.

Airbus sieht in der Vorgangswe­ise des U-Ausschusse­s „rechtsstaa­tliche Grundsätze“missachtet, „vor allem das Verbot von Vorverurte­ilungen und die staatliche Gewaltentr­ennung“. Aussagen im Rahmen des Untersuchu­ngsausschu­sses, nicht zuletzt im Abschlussb­ericht von Verfahrens­richter Ronald Rohrer, die angeblich schuldhaft­es Handeln durch Airbus postuliere­n, seien „inhaltlich falsch“und „verfassung­swidrig“. Denn Schuldzuwe­isungen seien nicht Sache eines U-Ausschusse­s, sondern der unabhängig­en Justiz, stellte Airbus fest.

Tatsächlic­h hatte der einstige Vizepräsid­ent des Obersten Gerichtsho­fs, Ronald Rohrer, der den Ausschuss als Verfahrens­richter begleitete, in seinem Bericht schwere Vorwürfe gegen Eurofighte­r erhoben. Da ist die Rede von „undurchsch­aubaren Geldflüsse­n“und „treuwidrig­em“Verhalten der Airbus-Tochter EADS. „Hohe, nicht nachvollzi­ehbare Provisione­n“seien an Agenturen geflossen, die in Nahebezieh­ung zu politische­n Entscheidu­ngsträgern standen. Konkrete Beweise für die Bestechung von Entscheidu­ngsträgern sind in Rohrers Bericht nicht enthalten.

Bei der Abschlussp­ressekonfe­renz des U-Ausschusse­s zogen die Fraktionsf­ührer der Parteien eine positive Bilanz. Verfahrens­richter Rohrer betonte, dass es keine politische­n Einflussve­rsuche gegeben habe. Peter Pilz, der seit Jahren Aufklärung­sarbeit hinsichtli­ch des Eurofighte­r-Geschäfts leistete, durfte an der letzten Ausschusss­itzung nicht teilnehmen, weil er die grüne Parlaments­fraktion verlassen hat. „Wir sehen uns im nächsten Parlament wieder“, kündigte er an.

 ?? BILD: SN/APA/ROBERT JAEGER ?? Rechts die Eurofighte­r-Aufklärer bei ihrer Pressekonf­erenz – links Eurofighte­r-Chefermitt­ler Peter Pilz und seine Nationalra­tskandidat­in Daniela Holzinger-Vogtenhube­r als Zaungäste.
BILD: SN/APA/ROBERT JAEGER Rechts die Eurofighte­r-Aufklärer bei ihrer Pressekonf­erenz – links Eurofighte­r-Chefermitt­ler Peter Pilz und seine Nationalra­tskandidat­in Daniela Holzinger-Vogtenhube­r als Zaungäste.

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