Salzburg verliert seinen sturen Hund
Heinz Schaden teilte als Bürgermeister der Stadt Salzburg nach allen Seiten aus. Langweilig wurde es den Salzburgern mit ihrem launischen Stadtoberhaupt nie.
SALZBURG. Kein Zweifel – der Wind im Schloss Mirabell wird ab heute, Mittwoch, ein ganz anderer sein. Mit dem Abgang von Heinz Schaden endet eine Ära. Um seine Autorität im Schloss geltend zu machen, musste Schaden nicht einmal körperlich anwesend sein. So mancher Magistratsmitarbeiter erstarrte gar vor Ehrfurcht, wenn der Stadtchef am Telefon war.
Nach 18 Jahren an der Spitze der Landeshauptstadt verlässt ein Meister der Macht die politische Bühne. Es ist ein unfreiwilliges Karriereende – und ein unrühmliches noch dazu. Nach der (nicht rechtskräftigen) Verurteilung im SwapProzess bleibt dem gebürtigen Steirer aber nichts anderes übrig, als eineinhalb Jahre früher als geplant den Hut zu nehmen.
Heinz Schadens Stil prägte Salzburgs Politik. Einer gepflegten Konfrontation ging er nie aus dem Weg, nicht einmal, wenn es die eigenen Genossen betraf. Alfred Gusenbauer und Werner Faymann ließ er nach ihrem EUSchwenk 2008 ausrichten: „Ich schäme mich für diese SPÖ.“
Berühmt-berüchtigt waren Schadens Launen. Eine Bilanz-Pressekonferenz zu den Pollern wollte er mittendrin beenden, weil ihm die Sonne ins Genick schien. Schaden konnte ein sturer Hund sein. Und genau so treffend ließ er es auch 2014 im Wahlkampf plakatieren. „Ein sturer Hund, aber ein total verlässlicher.“Weil ihm eine Auseinandersetzung mit dem Freilassinger Bürgermeister nicht passte, ließ er ein Jahr lang die direkte Busverbindung nach Bayern stoppen. Gemeinderäte schrieben sich mitunter die Finger bei schriftlichen Anfragen wund. Zurück kam in vielen Fällen bestenfalls ein Dreizeiler, aber keine verwertbare Information. Politisch setzte Schaden in der Stadt lange Zeit auf eine rot-grüne Achse. Mit der FPÖ hatte er nie etwas am Hut – und ließ das die Freiheitlichen auch bei jeder Gelegenheit wissen.
Was es heißt, dem Bürgermeister in die Quere zu kommen, spürten aber auch politische Gegner. Als Neos-Baustadträtin Barbara Unterkofler in einem Fernsehinterview den Standort für ein neues Hallenbad infrage stellte, ohne mit ihm vorher darüber gesprochen zu haben, kam dies einer Majestätsbeleidigung gleich. Er entzog ihr tags darauf die Agenden. Die Baustadträtin sollte davon auch aus den Medien erfahren – per Telefon von einem SN-Journalisten.
Was sich „der Heinz“in den Kopf setzte, das trieb er voran: den Schutz der Grünlanddeklaration, den Ausbau des Radwegenetzes, die Entwicklung der Stadtteile Lehen, Nonntal und Itzling. Auch der Kulturbereich hatte für ihn Priorität. Den öffentlichen Verkehr hingegen hat Schaden jahrelang vernachlässigt. Heute hat die Stadt Salzburg ein veritables Stauproblem.
Langweilig wurde es den Stadtsalzburgern mit ihrem Stadtoberhaupt nie. Privat traf man den 63-Jährigen entweder radelnd auf
dem Gaisberg oder spazierend auf dem Kapuzinerberg, wo er auch seine Frau Jianzhen geheiratet hat.
Als erster direkt gewählter Bürgermeister übernahm er 1999 eine Stadt in völliger finanzieller Schieflage. Nach und nach sanierte er als Finanzreferent die Budgets, was ihm die Beinamen „Geizhals“und „Dagobert Duck“einbrachte. Heute ist Salzburg durch diesen Sparkurs die reichste Stadt Österreichs, mit einem Berg an Rücklagen und einem jährlichen 40-Millionen-Plus.
Es ist die Ironie der Geschichte, dass Heinz Schaden ausgerechnet über einen Finanzskandal stolpert.