Der Erzabt fördert reisende Mönche
Das Wissen über eine Studien- und Einkaufsreise von zwei Patres aus St. Peter in Salzburg wird wachgehalten.
SALZBURG. Erzabt Korbinian Birnbacher von St. Peter könnte zwei seiner Mönche auf Reisen schicken. Zwei Jahre könnten sie mit dem Auftrag unterwegs sein, zu studieren, Grundlagen für ein weltweites benediktinisches Digital-Archiv aufzubereiten, Kontakte zu Vertretern von Religionen zu suchen und Kunst einzukaufen. Zurück kämen zwei künftige Universitätsprofessoren, der eine ein nächster Abt, der Portugiesisch und Chinesisch spricht und Salzburg zum neuen Treffpunkt für Weltreligionen macht. Hinzu kämen neue Bestände für das Stiftsmuseum, das sich zum Zentrum für zeitgenössische spirituelle Kunst wandelt. Das Budget für dieses Unternehmen würde 1,5 Mill. Euro betragen – etwa das 15Fache des Jahresaufwands für einen hohen Landesbeamten. Zwei Tage nach der Rückkehr würde der Stiftsarchivar einen USB-Stick mit Fotos, Mails und allen Einträgen vom Blog, den die beiden auf ihrer Reise geführt haben, ins Klosterarchiv neben jenen Band legen, auf dem ebenfalls – allerdings in Tinte und Kurrent – steht: „Reisetagebuch der Benediktiner und Priester des Stiftes St. Peter zu Salzburg“.
Irrwitz? Genau so hat es ein Vorgänger Korbinian Birnbachers umgesetzt – 213 Jahre früher. Dominikus Hagenauer schickte 1804 Albert Nagnzaun und Alois Stubhahn für zwei Jahre auf eine 4700 Gulden teure Reise (damals verdiente ein Landesbeamter 240 bis 340 Gulden), um Erfahrungen zu sammeln, Kontakte zu knüpfen sowie Kunst und Bücher einzukaufen. Den heutigen Erzabt hat dies offenbar so beeindruckt, dass er die Reiseberichte samt Korrespondenzen als Buch herausgibt: „Die letzte Grand Tour“wird heute, Mittwoch, um 19.30 Uhr im Romanischen Saal präsentiert.
Nagnzaun und Stubhahn brauchten allein für die Strecke von Salzburg bis Bozen sieben Reisetage in Pferdekutschen. Ab Rovereto reisten sie durch ein Italien, das noch nicht vereint war, mussten also immer wieder Ein- und Ausreisekontrollen ertragen und Verluste fürs Geldwechseln hinnehmen. Ihr südlichster Aufenthaltsort war Cava de’ Tirreni nahe Sorrent, rund 1200 Kilometer von Salzburg. Ihr aufregendstes Erlebnis dürfte der Ausbruch des Vesuv gewesen sein. Davon zeugt in der Mineraliensammlung von St. Peter ein Bimsstein mit Augit, den Albert Nagnzaun am 8. Oktober 1805 aus dem dampfenden Krater genommen hat.
Die beiden waren zwei Jahre unterwegs, vom 13. April 1804 bis zum 27. Juni 1806, von dem Albert Nagnzaun festhielt: „Um 4 Uhr morgens waren wir in Golling. Allein wir mußten uns sehr lange aufhalten, bis das Frühstück fertig war, und der Postknecht mit seinen Pferden in Ordnung war. Um 1/2 11 endlich betratten (sic) wir wieder mit innigster Herzensfreude die Schwelle unsers (sic) lieben Klosters St. Peter.“ Buch: