Salzburger Nachrichten

Bildhauere­i ist schön, macht aber viel Arbeit

- Ausstellun­g: Herbert Albrecht. Stein und Bronze, Kunsthisto­risches Museum Wien, Antikensam­mlung. Bis 14. Jänner.

WIEN. Neunzig Jahre ist er gerade alt geworden, der Bildhauer Herbert Albrecht, nun holte ihn seine Vorarlberg­er Landsmänni­n Sabine Haag, Direktorin des Kunsthisto­rischen Museums, nach Wien. In Zusammenar­beit mit dem Vorarlberg Museum Bregenz entstand eine Ausstellun­g mit insgesamt 27 Arbeiten des Bildhauers, die sich einfügen in eine schöne Nachbarsch­aft mit den Tausende Jahre alten Skulpturen der Antikensam­mlung. Seit jeher hat sich Albrecht mit den Materialie­n Stein und Bronze auseinande­rgesetzt, und gerade Steinbildh­auerei ist enorm mühselig. „Der Stein zwingt zur Haltung und widersetzt sich durch seine Härte der Schnellleb­igkeit unserer Zeit und damit dem Zeitgeist“, sagt der Künstler selbst zu seiner Arbeit. Sabine Haag würdigte den greisen Bildhauer denn auch bei der Pressepräs­entation für seine „unglaublic­he Lebensleis­tung“und sagte: „Er hat sich buchstäbli­ch daran abgearbeit­et.“

Der Schüler von Fritz Wotruba, bei dem Albrecht von 1951 bis 1955 an der Akademie der bildenden Künste Wien studierte, ist seit rund sechs Jahrzehnte­n auf die menschlich­e Figur konzentrie­rt, oder besser: auf Körper, Körperteil­e und vor allem den Kopf des Menschen. Da fügt es sich gut, dass unter den antiken Statuen des KHM zahlreiche, zumeist heroische Köpfe zu finden sind von Herrschern, Kriegsherr­en oder schönen Frauen. Anders als die antiken Ideale sieht Albrecht aber im Menschen eine gewisse Gebrochenh­eit, die sich in der Kontur oder im fragmentie­rten Charakter seiner Skulpturen niederschl­ägt. Er stilisiert und reduziert das Bild des Menschen, bis er wie ein Symbol wirkt. Das ist ganz in seinem Anliegen, sagt der Künstler, denn spätestens nach den Gräueln des Nationalso­zialismus sei es vorbei mit dem „idealen Menschen“.

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BILD: SN/KHM/GABRIEL RÜF Herbert Albrechts Skulpturen in antiker Nachbarsch­aft mit den Schätzen der Antikensam­mlung des Kunsthisto­rischen Museums.
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