Bildhauerei ist schön, macht aber viel Arbeit
WIEN. Neunzig Jahre ist er gerade alt geworden, der Bildhauer Herbert Albrecht, nun holte ihn seine Vorarlberger Landsmännin Sabine Haag, Direktorin des Kunsthistorischen Museums, nach Wien. In Zusammenarbeit mit dem Vorarlberg Museum Bregenz entstand eine Ausstellung mit insgesamt 27 Arbeiten des Bildhauers, die sich einfügen in eine schöne Nachbarschaft mit den Tausende Jahre alten Skulpturen der Antikensammlung. Seit jeher hat sich Albrecht mit den Materialien Stein und Bronze auseinandergesetzt, und gerade Steinbildhauerei ist enorm mühselig. „Der Stein zwingt zur Haltung und widersetzt sich durch seine Härte der Schnelllebigkeit unserer Zeit und damit dem Zeitgeist“, sagt der Künstler selbst zu seiner Arbeit. Sabine Haag würdigte den greisen Bildhauer denn auch bei der Pressepräsentation für seine „unglaubliche Lebensleistung“und sagte: „Er hat sich buchstäblich daran abgearbeitet.“
Der Schüler von Fritz Wotruba, bei dem Albrecht von 1951 bis 1955 an der Akademie der bildenden Künste Wien studierte, ist seit rund sechs Jahrzehnten auf die menschliche Figur konzentriert, oder besser: auf Körper, Körperteile und vor allem den Kopf des Menschen. Da fügt es sich gut, dass unter den antiken Statuen des KHM zahlreiche, zumeist heroische Köpfe zu finden sind von Herrschern, Kriegsherren oder schönen Frauen. Anders als die antiken Ideale sieht Albrecht aber im Menschen eine gewisse Gebrochenheit, die sich in der Kontur oder im fragmentierten Charakter seiner Skulpturen niederschlägt. Er stilisiert und reduziert das Bild des Menschen, bis er wie ein Symbol wirkt. Das ist ganz in seinem Anliegen, sagt der Künstler, denn spätestens nach den Gräueln des Nationalsozialismus sei es vorbei mit dem „idealen Menschen“.