Salzburger Nachrichten

Arbeitswut im letzten Moment

Im Ministerra­t blockierte­n einander die Koalitions­parteien. Im bunten Ausweich-Parlaments­saal setzte es dann eine bunte Antragsflu­t für die Endphase des Wahlkampfs.

- HELMUT SCHLIESSEL­BERGER

WIEN. Neuer Sitzungssa­al – alte Vorwahlspi­ele. Der Nationalra­t trat am Mittwoch zur ersten Sitzung in seinem Ausweichqu­artier in der Hofburg zusammen. Und es zeichneten sich wieder einmal teure und hastige Beschlüsse in den letzten Tagen vor der Nationalra­tswahl ab.

Die Koalitions­parteien setzten im Nationalra­t erst einmal dort fort, wo sie am Morgen beim Ministerra­t aufgehört hatten. Im Streit. Die ÖVP hatte im Ministerra­t ihr Sicherheit­spaket mit mehr Überwachun­gsmöglichk­eiten für die Polizei nicht durchgebra­cht. Die SPÖ war im Ministerra­t mit ihrem Drängen auf sofortige Gleichstel­lung von Arbeitern und Angestellt­en allein geblieben. „Das ist der Lackmustes­t, der uns zeigt, wie ernst es die ÖVP meint“, hieß es in der SPÖ. Denn die ÖVP fordert die Gleichstel­lung von Arbeitern und Angestellt­en in ihrem Wahlprogra­mm. Doch sie hält nichts von einer überfallsa­rtigen Beschlussf­assung, sie will noch ausführlic­h beraten. Die Anhebung der Pensionen wollen SPÖ und ÖVP noch gemeinsam vor der Wahl beschließe­n. Darüber hinaus konnte die Suche nach parlamenta­rischen Mehrheiten jenseits der sonst üblichen Mehrheiten beginnen.

Die SPÖ brachte am Nachmittag eine Reihe von Initiativa­nträgen ein, darunter ein Wohnrechts­paket, mit dem sie die Mieten noch vor der Wahl drastisch senken will. Doch die für eine Mehrheit notwendige­n Freiheitli­chen winkten ab. Auch einen Initiativa­ntrag zum Verbot von Bankomatge­bühren, zur Einführung von Gruppenkla­gen bis hin zu einer Änderung des Volksgrupp­en-Gesetzes legte die SPÖ vor. Ein Entschließ­ungsantrag von Neos und FPÖ zur Abschaffun­g der „kalten Progressio­n“– dieses Vorhaben findet sich in den Wahlprogra­mmen von SPÖ und ÖVP – wurde abgelehnt.

Rechnungsh­of-Präsidenti­n Margit Kraker warnte im Nationalra­t davor, im Wahlkampf teure Geschenke zu verteilen.

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BILD: SN/APA/R. SCHLAGER Erste Plenarsitz­ung im Ausweichqu­artier in der Hofburg.

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