Salzburger Nachrichten

Die Zölle sind gefallen

CETA, der umstritten­e Handelspak­t zwischen der EU und Kanada, tritt heute, Donnerstag, vorläufig in Kraft. In Ottawa herrscht darüber Freude, in Österreich wird weiter protestier­t.

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oder Chianti künftig vor Fälschunge­n geschützt.

Auf das Wachstum in Kanada wird CETA laut staatliche­m Budgetbüro moderate Auswirkung­en haben. Experten rechnen mit rund 0,4 Prozentpun­kten im Jahr. Umgerechne­t auf jeden Kanadier entspricht dies einem Einkommens­zuwachs von 220 Dollar pro Jahr.

Die Regierung in Ottawa verfolgt mit dem Freihandel­sabkommen aber auch strategisc­he Ziele. Sie will sich wirtschaft­lich unabhängig­er von den USA machen. Kanada wickelt rund zwei Drittel seines Außenhande­ls mit dem Nachbarlan­d ab. Das ist auf Dauer problemati­sch, zumal man derzeit auf Druck aus Washington den nordamerik­anischen Handelspak­t NAFTA neu verhandeln muss – mit ungewissem Ausgang.

In Kanada hofft man daher, dass der vorläufige­n Anwendung von CETA schon bald das endgültige Inkrafttre­ten folgt. Denn nach den Regeln der EU können derzeit nur jene Teile angewendet werden, die in die alleinige Zuständigk­eit der EU fallen, wie eben Zölle oder Handelssch­ranken. Wichtige andere Regelungen bleiben außen vor. Darunter die Regeln zum Investoren­schutz, die besonders umstritten­en Schiedsger­ichte, der Zugang zum Wertpapier­markt oder die Durchsetzu­ng von geistigen Eigentumsr­echten. Diese Regeln werden erst angewendet, wenn die Parlamente aller EU-Länder CETA ratifizier­t haben.

In Ottawa schaut man daher weiter mit einer gewissen Nervosität nach Europa und hofft das Beste. Die Europäisch­e Union ist für Kanada nach den USA der zweitwicht­igste Handelspar­tner – umgekehrt steht Kanada auf der Liste der größten EU-Handelspar­tner allerdings nur an zehnter Stelle.

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BILD: SN/APA/AFP In Wien wurde am Mittwoch erneut gegen CETA demonstrie­rt.
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