Liebesdienst auf dem Golan
Mit „Baumschlager“versucht sich Harald Sicheritz an der Soldatensatire.
WIEN. Der Rückzug österreichischer UNO-Soldaten vom Golan war 2013 sehr abrupt, ja geradezu peinlich akut. Mit seiner Komödie „Baumschlager“unternimmt nun Harald Sicheritz den Versuch einer nachträglichen Erklärung: Warum war das eigentlich wirklich so dringend? In Wahrheit war nämlich der Baumschlager (Thomas Stipsits) schuld. Der ist UNO-Offizier auf dem Golan, derzeit auf Heimaturlaub in einer verschneiten Kleinstadt irgendwo in Österreich, und beglückt seine völlig überraschte Frau Martha (Gerti Drassl) mit einer neu entdeckten Ausdauer als Liebhaber.
Martha ist viel zu hingerissen, um Verdacht zu schöpfen. Doch dann bekommt Baumschlager ein Kuvert mit kompromittierenden Fotos zugestellt, die ihn im Clinch mit einer israelischen Soldatin zeigen, und dazu die Notiz eines Erpressers. Baumschlager macht sich schleunigst zurück auf den Weg in den Golan, denn er will doch nur, dass es allen gut geht – aber das sind ziemlich viele Frauen, denen er das versprochen hat: Nicht nur die resolute Soldatin, auch eine libanesische Tochter aus besserem Haus, die ein kriegsgeiles Generalssöhnchen heiraten soll. Wenn der Baumschlager da querbrät, ist der nächste Konfliktherd schon am Aufflammen.
Der Baumschlager als charmanter Offizier, dessen Kompetenz sich erst in der Horizontale herausstellt, ist so etwas wie die Blaupause des militärisch nutzlosen Klischeeösterreichers, der seine größten diplomatischen Erfolge eher mit der mythischen Kreisky’schen Wodkaflasche in der Hand oder in den Armen fremdländischer Frauen feiert. Insofern ist Sicheritz, in Zusammenarbeit mit der israelischen Drehbuchautorin Maayan Oz, ein traditionsreicher Film gelungen, fast wie weiland der „1. April 2000“, der seine aufrichtigen, sogar sexy Momente hat. Zudem hat Oz eine Reihe schlagfertiger, witziger weiblicher Figuren geschrieben, die Freude machen – wäre der Film nicht ein so haarsträubend zusammengeschustertes Ding, dessen Tiefpunkt ExBond-Bösewicht Anatole Taubman in der Nebenrolle eines inkompetenten Spions ist: Als Opfer von psychischer Folter muss er jedes Mal bei arabischer Musik losrennen und es eilig mit einer Ziege treiben. Das ist nicht nur ein sehr geschmackloser Witz, er kommt auch sehr, sehr oft im Film vor.