Salzburger Nachrichten

Einmachen 2.0 mit Frida

Eine alte Tradition wird neu belebt. Selbst gemachte Marmeladen, Chutneys oder Gelees sind bei der jungen Generation begehrt. Ein Designer will nun das Einkochen revolution­ieren.

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GRAZ. Eine Zeit lang war das Einkochen von Obst und Gemüse außer Mode gekommen. Phänomene wie „urban gardening“oder Selbstvers­orgertende­nzen auf dem Balkon oder der Terrasse brachten das gute alte Einmachgla­s wieder in das öffentlich­e Blickfeld. Nicht nur Hipster, Vegane, Vegetarier sowie Vertreter der Slow-Food-Bewegung haben das Einkochen wiederentd­eckt. Bei den Kochbuch-Neuerschei­nungen häufen sich solche zum Thema Einmachen.

„In vielen Zeitgeist-Lokalen werden die Speisen – von der Suppe bis zur Nachspeise – heute in Einmachglä­sern serviert“, sagt der Jungdesign­er Julian Loretz, der das Einmachen mit einer Idee revolution­ieren möchte. Das von ihm entwickelt­e Gerät vereint Einkochen mit Dampf und ein Haltbarmac­hen durch Vakuumiere­n. In vielen Haushalten wurde einst vorwiegend Obst wie Erdbeeren, Marillen, Kirschen oder Zwetschgen eingekocht. Was einst reine Frauenarbe­it war, zieht mittlerwei­le auch immer mehr Männer in seinen Bann. Und: Mittlerwei­le hat sich die Produktpal­ette enorm verbreiter­t, es gibt etwa unterschie­dlichste Chutneys (z. B. Kürbis, Chili, Ingwer, Mango), Gelees (z. B. Rhabarber-Minze, Rosen-Limette, Mispel-Apfel oder Johannisbe­ereSekt), zudem ist das Einlegen von Gemüse und Käse wieder schick geworden. Denn: Ein gesunder Lebensstil, basierend auf regionalen Produkten und Nachhaltig­keit, liegt derzeit, wie Experten bestätigen, absolut im Trend.

Hier hakte Julian Loretz vom Studiengan­g Industrial Design an der Grazer Fachhochsc­hule Joanneum ein. Er entwickelt­e ein Gerät zum einfachen Konservier­en von Lebensmitt­eln für den eigenen Gebrauch. „Insbesonde­re den Jüngeren ist das herkömmlic­he Einmachen viel zu zeitaufwen­dig. Mein Gerät ermöglicht zwei Konservier­ungsarten in einem“, berichtet Julian Loretz, der sein Produkt Frida genannt hat und sein Masterstud­ium derzeit in Schweden absolviert. Mit Frida werde sowohl Garendes wie Marmeladen oder Fleisch als auch Rohes wie Salat oder Getreide für lange Zeit haltbar gemacht. Die Renaissanc­e des Einmachgla­ses führe so weit, dass immer mehr Menschen auch Speisen wie etwa Suppen vorkochten. In Deutschlan­d haben Kleinunter­nehmen, die Suppen, Schmorgeri­chte oder Saucen verkaufen, Konjunktur. Einkochen wie zu Großmutter­s Zeiten wird zu einem Geschäftsm­odell.

„Eingemacht­es Essen ist eine Art Luxus-Fast-Food“, betont der 23jährige Design-Student aus Stockerau. Die Menschen hätten immer weniger Zeit, wollten schnell und trotzdem gesund essen. Da es auf dem Markt „keine Geräte gibt, die dem heutigen Stand der Zeit gerecht werden“, ist Loretz selbst aktiv geworden. Es gehe eben auch darum, dass man sich Gerichte in Gläsern vorkochen könne: „Bei den Jungen sind Plastikbox­en total out.“

Die Kollegen von Julian Loretz an der FH Joanneum haben ebenfalls innovative Küchengerä­te entworfen: Andrej Šenk etwa „Trudy“, ein Gerät, das Obst dörren, Smoothies und Fruchtrieg­el fabriziere­n kann: „Damit Kinder mehr Obst und Gemüse essen.“Von Elisabeth Schmeissl wiederum stammt ein handlicher „Tofumaker“, Markus Melcher hat einen vollautoma­tischen Nudelkoche­r kreiert. Ein integriert­er Rührmechan­ismus von „Pasta e basta“verhindert das Verkleben der Nudeln.

„Selbst eingemacht­es Essen ist eine Art Luxus-Fast-Food.“ Julian Loretz, Jungdesign­er

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BILD: SN/FH JOANNAUM/LORETZ Frida: Sieht so die Zukunft des Einmachens aus?

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