Wieso sehen alle zu?
Sind wir so träg geworden? Im Leitartikel (SN, 16. 9.) berichtete Martin Stricker über ein sehr ernstes Problem unserer Zeit, über das der zunehmenden militärischen Aufrüstung. Fast keine Nation kann sich dieser Entwicklung entziehen. All das zur Freude der Waffenindustrie. Als Donald Trump in diesem Jahr eines der größten Waffengeschäfte mit Saudi-Arabien abschloss, rühmte er sich, dass er auf diese Weise unzählige Jobs geschaffen habe. Das ist ein alter Trick der Waffenlobby und ihrer politischen Vertreter, das Geschäft mit Waffen als großartiges Mittel zur Beschaffung von Arbeitsplätzen darzustellen. Dabei wird natürlich die Tatsache verdrängt, dass es eine weit produktivere Ökonomie gäbe, um die Welt mit nützlicheren Arbeitsplätzen auszustatten. In jedem Fall schreitet heute die weltweite Aufrüstung ungehindert voran und es gibt kaum mehr Menschen, die dagegen protestieren oder demonstrieren. Aber diese Kriegsspiele werden immer gefährlicher: Man denke nur an Kim Jong Un: Man unterschätze nicht, was passieren kann, wenn sich Menschen mit einem derartig psychopathischen Charakter in ihrer Macht bedroht sehen. Und man übersehe auch nicht die Gefahr, die leicht entstehen kann, wenn dieser Mann sein Wissen zur Herstellung von Nuklearwaffen an Terroristen verkauft. Aber es geht nicht nur darum. Martin Stricker fragt zu Recht in Bezug auf die gesamte unkontrollierte Aufrüstung: Wieso sehen alle zu? Sind wir so träg geworden? Diese Fragen sind zweifellos schwer zu beantworten. Was dieses Problem nämlich so besonders schwierig macht, ist die Tatsache, dass man es immer mehr verdrängt, je größer und bedrückender es wird. Dagegen gibt es aber nur einen Ausweg: Man muss dieses Problem erst recht bewusst machen. Und versuchen, vor allem angesichts der Passivität der politisch Verantwortlichen soweit möglich die Bevölkerung zu einer stärkeren Mitverantwortung zu motivieren. So könnten beispielsweise die SN wertvolle Beiträge dafür leisten, würden sie von Zeit zu Zeit Veranstaltungen oder sogar Seminare in ihrem öffentlichen Diskussionsraum organisieren, in denen Experten und Arbeitsgruppen darüber referieren und diskutieren könnten, wie man besser mithilfe von Argumenten, der Öffentlichkeit und mit mehr internationaler Solidarität gegen die gegenwärtige Aufrüstung vorgehen könnte. Für Zeitungen und Medien dürfte es doch gerade in unserer heutigen Zeit gar nicht mehr so schwierig sein, eine internationale Zusammenarbeit in dieser Richtung zu erreichen: Man müsste sich nur dazu entschließen, die Pressefreiheit in diesem Sinn optimal zu nützen, um auf diese Weise neben den drei Gewalten der Rechtsstaaten die vierte Gewalt der Medien noch mehr als bisher zur Sicherung des Friedens einzusetzen. Dr. Rupert Biedrawa