Griechischer Rahm
Während man sich unten verbissen balgt, wird oben munter abgeschöpft.
Was haben wir nicht geschimpft über die Griechen, über diese falschen und faulen Gesellen, obwohl wir eigentlich schon damals ahnten, dass die ganz normalen Griechen nicht fauler und schon gar nicht reicher waren als unsereins. Dann hat ihnen die EU die Daumenschrauben angelegt und unter unser aller Beifall so fest angezogen, dass zigtausende Familien und Rentner in die Armut rutschten. Das Gesundheitssystem wurde in manchen Bereichen so ausgehungert, dass sogar private Hilfslieferungen nötig wurden.
Nun stellt sich heraus, dass ausgerechnet Griechenland jenes europäische Land ist, von dem aus mit Abstand am meisten Geld auf Offshorekonten gebunkert wird, nämlich fast 40 Prozent des BIP! Jene, die das Land jahrzehntelang ausplünderten, haben also ihre Schäfchen ungeschoren im Trockenen, und die Ausgeplünderten zahlen – mit unserer Unterstützung – selbst die Rechnung. Denn es ist halt viel leichter und opportuner, den kleinen Leuten etwas wegzukürzen, als auf die (Schwarz-)Gelder der Wohlhabenden und Mächtigen zuzugreifen, denn die haben ganz andere Möglichkeiten und Lobbys. Und eigentlich funktioniert das bei uns ähnlich.
Solange sich der Mittelstand (zu dem sich ja fast alle zählen) weismachen lässt, dass sein Wohlstand nur deshalb gefährdet ist, weil er von „den Schmarotzern da unten“weggefressen wird, und nur durch die Kürzung von Ausgaben, vor allem im sozialen Bereich, bewahrt werden kann, wird das auch so bleiben. Während man sich unten um die Magermilch balgt, kann oben in aller Ruhe der Rahm abgeschöpft und steuerschonend verbuttert werden. Und die selbsternannten Patrioten sorgen für immer neue Sündenböcke und sind so willfährige Marionetten in diesem Spiel.