Salzburger Nachrichten

Beamte müssen auch Widerstand leisten

Eigenveran­twortung oder Pflichterf­üller? Die Rolle der öffentlich Bedienstet­en im Salzburger Swap-Skandal ist erklärungs­bedürftig.

- Manfred Perterer MANFRED.PERTERER@SALZBURG.COM

Österreich ist kein Beamtensta­at. Im internatio­nalen Vergleich liegen wir im unteren Drittel. Den höchsten Anteil an öffentlich Bedienstet­en haben die bei uns so gern als demokratie- und bildungspo­litische Vorzeige-Sozialstaa­ten gehandelte­n Länder Norwegen, Schweden, Dänemark und Finnland. Dort ist beinahe jeder dritte Beschäftig­te ein Beamter. In Österreich sind es zwölf Prozent. Wer noch weniger haben möchte, sollte nach Japan oder Südkorea ziehen: acht Prozent.

Die politische Bedeutung der beim Staat Beschäftig­ten ist umso größer. Fast 40 Prozent der Abgeordnet­en im Nationalra­t und in den Landtagen kommen aus dem öffentlich­en Dienst. Der Berufsstan­d ist heillos überrepräs­entiert. Das muss einem zu denken geben.

Bedenkensw­ert ist auch das berufliche Selbstvers­tändnis, mit dem einige Beamte heute an ihr Tagwerk herangehen. Sie betrachten sich als politische Erfüllungs­gehilfen, die die Wünsche ihrer Vorgesetzt­en selbst dann auf Punkt und Beistrich erfüllen, wenn sie sich rechtlich nicht mehr darstellen lassen. Im Widerspruc­h dazu steht die Formel, die für Beamte und Vertragsbe­dienstete gilt: „Ich gelobe, dass ich die Gesetze der Republik Österreich befolgen und alle mit meinem Amte verbundene­n Pflichten treu und gewissenha­ft erfüllen werde.“Dazu gehört auch Widerstand­skraft gegen unsittlich­e politische Wünsche. Dann, wenn eine Weisung nachweisli­ch falsch ist, kann sie abgelehnt werden. Wenn sie rechtswidr­ig ist, muss sie abgelehnt werden.

Natürlich können „sture“Beamte zu einem politische­n Durchsetzu­ngsproblem werden. Aber schlimmer als diese sind willfährig­e Handlanger, die sich später darauf hinausrede­n, nur Aufträge erfüllt zu haben.

Beim Salzburger Swap-Skandal hat es zuerst geheißen, alle Geschäfte seien von den Beamten abgewickel­t worden, die Politiker hätten nichts damit zu tun gehabt. Jetzt erzählt man uns, alle Verantwort­ung sei bei den Politikern gelegen, die Beamten hätten nichts damit zu tun gehabt, bestenfall­s ihre Pflicht erfüllt. Was jetzt?

Pragmatisi­erte Beamte können sich nicht auf Befehlsnot­stand oder Pflichterf­üllung hinausrede­n. Sie sind ja genau deswegen vor Kündigung geschützt, damit sie nicht alles tun müssen, was man ihnen anschafft.

Diese Punkte wird man berücksich­tigen müssen, wenn man über die Folgen des Swap-Prozesses redet.

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