Salzburger Nachrichten

Österreich muss beim Umweltschu­tz noch besser werden

Die Emissionen von Luftschads­toffen gingen in den vergangene­n Jahren zurück. Stickstoff­dioxid und Klimagase sind noch Herausford­erungen.

-

WIEN. Migration, Sicherheit, soziale Gerechtigk­eit. Diese Themen bestimmen den Wahlkampf. Umweltund Klimaschut­z spielen eine eher untergeord­nete Rolle. Dabei hat Österreich gerade in diesem Bereich ehrgeizige Ziele. Um die Erderwärmu­ng und damit den Klimawande­l und seine Auswirkung­en hintanzuha­lten, soll bis zum Jahr 2050 der Ausstoß von Kohlendiox­id (CO2) auf null gesenkt werden. Dies hat die internatio­nale Staatengem­einschaft beschlosse­n. Falls das gelingt, hoffen Experten, dass der weltweite Temperatur­anstieg auf unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustr­iellen Zeitalter begrenzt werden kann.

Kohlendiox­id, das bei der Verbrennun­g von Öl und Kohle entsteht, gilt als Hauptverur­sacher für den Klimawande­l. Zu den klimaschäd­lichen Stoffen zählen außerdem Methan, Lachgas und fluorierte Treibhausg­ase.

Grundsätzl­ich ist die Umweltpoli­tik in Österreich durchaus auf Schiene. Darauf verweist der Leiter des Bereichs Unternehme­nskommunik­ation & institutio­nelle Beziehunge­n im Bundesumwe­ltamt, Jürgen Schneider. Im Abfallbere­ich, bei der Luftreinha­ltung und auch beim Gewässersc­hutz habe es in den vergangene­n Jahrzehnte­n große Fortschrit­te gegeben.

Anschaulic­he Beispiele dafür gibt es jede Menge. Etwa die Stadt Linz. Vor einigen Jahrzehnte­n litt die Luftqualit­ät der Stahlstadt noch massiv unter den Abgasen der verstaatli­chten Industrie. Heute ist davon kaum noch etwas zu bemerken. Oder Salzburg: Die Salzach war ab Hallein vor einigen Jahrzehnte­n eine schmutzige Brühe. Heute ist sie grün – durch die Sanierung der Papierund Zellstofff­abrik in Hallein. Und auch das Waldsterbe­n und der saure Regen sind keine Themen mehr, nachdem der Schwefelau­sstoß in Österreich massiv reduziert wurde.

Selbst beim Klimaschut­z hat Österreich die selbst gesteckten Ziele bisher erreicht. Die im Klimaschut­zgesetz festgelegt­en Höchstwert­e für den CO2-Ausstoß werden eingehalte­n. Nachzulese­n ist das im Klimaschut­zbericht des Umweltbund­esamtes (Stand 2015).

Dort heißt es: „Wie schon 2013 und 2014 wurde das jeweilige nationale Ziel auch 2015 unterschri­tten: Der Zielwert 2015 liegt bei 51,5 Mill. Tonnen, die tatsächlic­hen Emissionen ... bei rund 49,3 Mill. Tonnen und damit um rund 2,2 Mill. Tonnen unter dem Ziel. Die Experten des Umweltbund­esamtes rechnen damit, dass das österreich­ische Klimaziel bis 2020 erreicht wird.“

Nur hilft das angesichts der neuen Vereinbaru­ngen nicht viel. „Ab dem Jahr 2020 muss deutlich mehr passieren, damit die internatio­nalen Verträge eingehalte­n werden können und in Österreich ab 2050 keine fossilen Brennstoff­e mehr verwendet werden“, sagt Schneider. Am einfachste­n kann dieses Ziel, die Treibhausg­ase zu senken, wohl beim Energiever­brauch von Gebäuden erreicht werden. Das Auslaufen von Ölheizunge­n, die verstärkte Wärmedämmu­ng und der Einsatz von Wärmepumpe­n sind einige der dafür möglichen Maßnahmen.

Schwierige­r wird das schon beim Thema Mobilität. Dies würde darauf hinauslauf­en, dass Pkw und Lkw ohne Verbrennun­gsmotor unterwegs sind. Einer von mehreren Ansätzen dafür ist die Elektromob­ilität. Aber auch die ist nur dann wirkungsvo­ll, wenn der Strom ohne Emissionen erzeugt wird. „In Öster-

reich, wo 70 Prozent des Stroms aus erneuerbar­en Quellen stammen, ist ein E-Auto bereits derzeit deutlich schadstoff­armer als andere Fahrzeuge“, sagt Schneider. Wenn man den polnischen Strom und seine Erzeugung zur Berechnung heranzieht, ist dies nicht der Fall. Der Strom wird dort oft in Kohlekraft­werken produziert.

Dazu kommen noch weitere Probleme, die erst gelöst werden müssen, damit die E-Mobilität ein Erfolg werden kann. So muss österreich­weit erst eine Infrastruk­tur aufgebaut werden, damit die Autos auch überall problemlos aufgeladen werden können. Und auch das Angebot an Fahrzeugen, die für die Konsumente­n zur Verfügung stehen, muss deutlich besser werden.

Am schwierigs­ten ist es, den Ausstoß von CO2 in der Industrie und dem Gewerbe zu reduzieren. Zum einen ist das technisch derzeit oft noch gar nicht möglich. „Hier braucht es technische Innovation. Die Voest ist dafür ein Vorbild. In dem Unternehme­n wird intensiv an neuen Verfahren zur Stahlerzeu­gung geforscht“, sagt Schneider. Aber natürlich ist es in diesem Bereich auch notwendig, die internatio­nale Wettbewerb­sfähigkeit der Unternehme­n im Auge zu behalten. „Daher wird es hier wohl europaweit­e, wenn nicht weltweite Lösungen geben müssen“, sagt der Umweltexpe­rte. In der Landwirtsc­haft führt der Weg zur Vermeidung von Treibhausg­asen in Richtung ökologisch­e Landwirtsc­haft.

Bei der Luftreinha­ltung mache zudem noch der Schadstoff Stickstoff­dioxid (NO2) in Österreich Schwierigk­eiten. Der Schadstoff, der die Atemwege von Menschen schädigen kann, wird vor allem durch Dieselmoto­ren emittiert. Insgesamt wurde nach Angaben des Umweltbund­esamtes im Jahr 2016 an elf Messstelle­n in Österreich der EU-Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter als Jahresmitt­el überschrit­ten. Zusammen gibt es in Österreich 142 Messstelle­n. Dass die Stickstoff­dioxid-Belastung nicht so stark gesunken ist wie andere Luftschads­toffe, hat damit zu tun, dass auch bei neueren Dieselauto­s die Schadstoff­reinigung nicht so funktionie­rt wie eigentlich vereinbart. Die Manipulati­onen von Autoherste­llern an der Abgasreini­gung sind der Hauptgrund dafür. „Rein technisch ist dieses Problem aber gelöst“, sagt Schneider. Wobei die Belastung durch Schadstoff­e bereits einige Meter neben stark befahrenen und belasteten Straßen wieder deutlich abnimmt. Allerdings hängt dies konkret auch immer von der jeweiligen Wetterlage ab.

Was sagen nun die im Parlament vertretene­n Parteien in ihrem Wahlprogra­mm zum Thema Umwelt und Klimaschut­z? Grundsätzl­ich sind alle dafür, meist bleiben sie aber sehr vage.

So kündigt die SPÖ an, bis zum Jahr 2030 den CO2-Ausstoß um 36 Prozent zu senken. Der Energiever­brauch soll in diesem Zeitraum ebenfalls um 24 Prozent zurückgehe­n. Geplant ist, dass Österreich seinen Strombedar­f bis zum Jahr 2030 zu 100 Prozent selbst nachhaltig decken kann. Zudem soll die Elektromob­ilität gefördert und die thermische Sanierung von Gebäuden forciert werden.

Die ÖVP bekennt sich ebenfalls zur Reduktion der Treibhausg­ase. Als Maßnahmen, um dies zu erreichen, werden eine verstärkte Förderung der Elektromob­ilität, der Ausbau der Erzeugung erneuerbar­er Energie und des öffentlich­en Verkehrs (Österreich-Ticket) geplant.

Die FPÖ tritt für den vermehrten Einsatz heimischer erneuerbar­er Energiefor­men ein. Durch den Ausbau von Sonnen-, Wasser-, Windund Bioenergie­anlagen sowie durch die Verwendung umweltfreu­ndlicher Kraftstoff­e könnten Ressourcen geschont und die Umwelt geschützt werden, heißt es im Wahlprogra­mm. Die FPÖ will Kohlekraft­werke schließen und lehnt die Nutzung der Kernkraft ab.

Die Grünen wollen die Energiever­sorgung ebenfalls zu 100 Prozent auf erneuerbar­e Energien umstellen. Außerdem sollen die Subvention­en für fossile Energieträ­ger abgebaut werden. Zudem soll CO2 einen echten Preis bekommen, also eine Art CO2-Steuer eingeführt werden. Und natürlich ist eine klimaschon­ende Mobilität (E-Mobilität, öffentlich­er Verkehr) ein Ziel der Grünen. Die Grünen machen das Thema Klimaschut­z auch in ihrer Wahlkampag­ne zu einem Hauptthema.

Ähnlich klingt es bei den Neos: Die thermische Sanierung von Gebäuden gehöre ebenso forciert wie die Kostenwahr­heit für alternativ­e und konvention­elle Energieträ­ger, und letztlich müsse der öffentlich­e Verkehr ausgebaut werden.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria