Trump spricht das Waffengesetz an
Nach dem Massaker mit 58 Toten in Las Vegas will der US-Präsident zumindest ein Verbot von Dauerfeuer-Vorrichtungen bei Waffen prüfen lassen. Dem gefährlichen Waffenkult im Land wird das allein nichts anhaben.
WASHINGTON. Die Republikaner und sogar die einflussreiche Waffenlobby, organisiert in der National Rifle Association (NRA), zeigen sich offen für die Pläne von Donald Trump: Der US-Präsident hat sich am Donnerstag dafür ausgesprochen, ein Verbot von DauerfeuerVorrichtungen bei Waffen zu prüfen. Unter den 50 sichergestellten Schusswaffen des Attentäters von Las Vegas befanden sich zwölf mit einer solchen Vorrichtung, die bei halbautomatischen Waffen das Schießen wie mit automatischen Waffen erlaubt.
Das Verbot wäre eine notwendige, aber nur eine kleine Änderung des US-amerikanischen Waffengesetzes. Die letzte größere, die der Kongress beschlossen hat, war ein Bann von Kriegswaffen 1994, der zehn Jahre später auslief, ohne bislang erneuert zu werden.
Seit dem Massaker an 20 Grundschulkindern 2012 in Sandy Hooks scheiterten mehr als 100 Gesetzesvorstöße im Kongress. Darunter das Verbot für Personen, die auf der Terror-Beobachtungsliste stehen, Waffen zu erwerben, oder eine lückenlose Personen-Überprüfung beim Verkauf von Magazinen für Schnellfeuergewehre.
Die Gegner einer Verschärfung berufen sich auf das in der Verfassung garantierte Recht, Waffen zu tragen. Außerdem fehlt der politische Wille zu mehr Kontrolle. Das Weiße Haus wollte bisher nicht über das Thema sprechen, genau wie die Republikaner im Kongress.
Das liegt an der mächtigen Waffenlobby, die Amerikas Politik fest in der Hand hält. Die NRA unterstützte Trump mit 30 Millionen Dollar im Wahlkampf. Im Gegenzug trat dieser nach seiner Wahl als erster Präsident bei der Lobby auf und versprach, „ein treuer Freund“im Weißen Haus zu sein.
Die NRA vertritt fünf Millionen Mitglieder und ist so mächtig, dass sich Kongressabgeordnete aus Sorge um ihre Kandidatur bei den Vorwahlen nicht trauen, ihr zu widersprechen. Gleichzeitig steht die Organisation selbst unter Druck durch noch radikalere Gruppen wie die „Gun Owners of America“. Dabei haben Wissenschafter wiederholt den Zusammenhang zwischen Waffenbesitz und Waffengewalt aufgezeigt. Eine Vergleichsstudie von 130 Untersuchungen in zehn Ländern in der Fachzeitschrift „Epidemiologic Reviews“aus dem vergangenen Jahr belegt, dass Länder mit strikteren Regulierungen im Waffenrecht geringere Opferzahlen haben. In den USA gehören Massenschießereien zum Alltag. Sie werden nur wahrgenommen, wenn sie eine bestimmte Aufmerksamkeitsschwelle überschreiten, wie der Massenmord aus der 32. Etage des Mandalay-Resorts in Las Vegas. Er markierte in diesem Jahr das 273. Massaker. Es war das zweite im Oktober, das dritte des vergangenen Wochenendes und das elfte der zurückliegenden Woche.
Das Risiko, in den USA durch eine Schusswaffe getötet zu werden, ist rund 16 Mal so groß wie in Deutschland und 13 Mal so groß wie in Österreich. Massenschießereien sind ein Phänomen, das in den USA besonders verbreitet ist. Obwohl hier weniger als fünf Prozent der Weltbevölkerung leben, ereignen sich hier fast ein Drittel der Massaker.
Massenschießereien gehören zum Alltag