Neue Kräfte für den Weltmeister
Deutschland ist schon in WM-Form. Das 3:1 gegen Nordirland eröffnete Bundestrainer Joachim Löw dazu völlig neue Perspektiven.
SALZBURG. Kapitän Manuel Neuer verletzt. Mesut Özil und Sami Khedira angeschlagen. Mario Gomez und Timo Werner außer Gefecht. Und Mario Götze noch nicht bereit für ein Comeback.
Auch ohne ein halbes Dutzend Stammkräfte dominierte Deutschlands Fußball-Nationalmannschaft das WM-Qualifikationsspiel gegen Nordirland nahezu nach Belieben. Mit dem souveränen 3:1-Erfolg in Belfast, dem neunten Sieg im neunten Quali-Match, löste die DFB-Auswahl ihr Ticket für die WM-Endrunde 2018 in Russland.
Doch weit mehr als das beeindruckte, dass Deutschland auch dann weltmeisterlich auftritt, wenn eine vermeintliche B-Elf auf dem Platz steht. Am eindrucksvollsten war das gegen Nordirland wohl im Angriff zu sehen. Der bald 30 Jahre alte Hoffenheimer Sandro Wagner füllte das durch die Ausfälle von Gomez und Werner entstandene Stürmer-Vakuum mit seinen speziellen Qualitäten aus. Der 1,94 Meter große Angreifer traf nicht nur zum zwischenzeitlichen 2:0, er setzte seinen robusten Körper auch prächtig gegen die kantigen nordirischen Verteidiger ein. Darüber hinaus verzeichnete er noch einen Kopfball an die Stange. „Es hat richtig Spaß gemacht“, sagte Wagner. Und gut gelaunt erzählte er von der Vorgabe, die ihm der Teammanager vor seinem vierten Tor im vierten Länderspiel gestellt hatte: „Oliver Bierhoff hat zu mir gesagt, ich muss meine Quote halten – und daran habe ich mich gehalten. Von dem her war es ein guter Abend für mich und die Mannschaft.“
Insgesamt hat Deutschland in der laufenden WM-Qualifikation nun schon 38 Tore (und damit mehr als jedes andere Team) erzielt. Dabei war der Angriff im DFB-Team vor zwei Jahren bei der EURO 2016 noch eine echte Problemzone gewesen. Mario Gomez erzielte die einzi- gen Stürmertore (2). Nach seiner Verletzung herrschte beim EMAus gegen Frankreich Flaute in der Offensivabteilung. „Wir haben sehr gute Möglichkeiten in der Offensive, viele gute Spieler, unterschiedliche Spielertypen. Das könnte für uns eine sehr große Stärke sein“, sagte Verteidiger Mats Hummels mit Blick auf das WM-Turnier im kommenden Jahr in Russland.
Sandro Wagner war am Donnerstag der auffälligste Akteur im Deutschland-Trikot. Aber er ist beileibe nicht der einzige Spieler, der Bundestrainer Joachim Löw signalisierte: „Hey, ich bin da, wenn ich gebraucht werde.“So wurde auf der linken Abwehrseite etwa der ebenfalls verletzte Jonas Hector durch den 25jährigen Hertha-Profi Marvin Plattenhardt ersetzt. Und das Spieler-Spektrum beim Weltmeister könnte sogar noch weiter erhöht werden. Zum Abschluss der WM-Qualifikation trifft Deutschland in Kaiserslautern auf Aserbaidschan. Dafür hat Löw personelle Veränderungen angekündigt: „Für Sonntag wird es auf jeden Fall Wechsel geben. Ich glaube, dass es jetzt die Möglichkeit gibt, anderen Spielern, die bisher nicht gespielt haben, eine Chance zu geben.“
Sollte auch noch gegen Aserbaidschan ein Sieg gelingen, würde Deutschland erstmals seit 1981 eine WM-Qualifikation ohne Punktverlust abschließen.