Salzburger Nachrichten

Die SPÖ erspart Walter Steidlnich­ts

Der rote Landespart­eichef soll in einem halben Jahr bei der Landtagswa­hl dazugewinn­en. Ja, wie denn bei der Ausgangsla­ge?

- VIA KONKRET Sylvia Wörgetter SYLVIA.WOERGETTER@SN.AT

Am heutigen Samstag hält die SPÖ ihren 42. Landespart­eitag ab. Noch vor wenigen Monaten konnten die Salzburger Sozialdemo­kraten davon ausgehen, dass das eine Party voller Optimismus und Aufbruchst­immung wird – mit einem neuen, beliebten SPÖ-Chef und Bundeskanz­ler als Stargast und bundespoli­tischem Rückenwind für die Landtagswa­hl in einem halben Jahr. Heute schaut die politische Welt ganz anders aus.

Christian Kern kommt nicht nach Salzburg, sondern versucht übers Wochenende in diversen Medienauft­ritten das „Dirty-Campaignin­g“gegen Mitbewerbe­r Sebastian Kurz (ÖVP) zu erklären. Der Parteitag der Salzburger wird von der Facebook-Affäre und sinkenden Wahlchance­n der SPÖ am 15. Oktober überschatt­et.

Walter Steidl kann einem fast leid tun. Der Salzburger SPÖChef soll in gut einem halben Jahr bei der Landtagswa­hl am 22. April erfolgreic­h sein. Aber alles, vor allem Ereignisse in seiner Partei, scheint sich gegen ihn verschwore­n zu haben: Im Juli wird Heinz Schaden erstinstan­zlich im Swap-Prozess verurteilt, im September tritt der SPÖ-Langzeitbü­rgermeiste­r von Salzburg zurück. Den Sommer über verspielen die SPÖ-Wahlkampfs­trategen im Bund in einem Pleiten-Pech-und-PannenWahl­kampf den Kanzlerbon­us von Christian Kern.

Demnächst könnten der Bürgermeis­tersessel in Salzburg und das Kanzleramt in Wien an die ÖVP fallen. Statt den Wind im Rücken zu spüren, bläst er Walter Steidl und der LandesSPÖ mit voller Wucht ins Gesicht. Er wird schwer dagegen ankämpfen müssen.

Dabei hat er einiges richtig gemacht, seit er 2013 nach Gabi Burgstalle­rs Rücktritt und der Verbannung auf die Opposition­sbänke die demoralisi­erte Landesorga­nisation übernommen hat. Er hat die Partei, die nach dem Finanzskan­dal ins Trudeln geraten war, stabilisie­rt. Er hat auf die richtigen, weil sozialdemo­kratischen Themen gesetzt: Gesundheit, Wohnen, Schulessen. Und: Er hat zumindest versucht, die Partei personell zu erneuern.

Letztgenan­nter Punkt ist die schwierigs­te Übung: Die Zusammense­tzung des Landtagskl­ubs hat er sich nicht aussuchen können. Vor allem aber ist weit und breit keine zweite Gabi Burgstalle­r oder ein männliches Pendant in Sicht.

Die Salzburger SPÖ braucht ein junges, politische­s Talent, das jetzt aufgebaut wird und an das Steidl rechtzeiti­g vor der übernächst­en Landtagswa­hl übergeben kann. So wie es 2001 ein ungleich erfolgreic­herer Gerhard Buchleitne­r mit Burgstalle­r getan hat. Derzeit wird Gewerkscha­fter Gerald Forcher als kommender Mann gehandelt. Es ist zu früh, ihn zu beurteilen, noch hat er wenig Profil gezeigt.

Heute plagt die Salzburger Sozialdemo­kraten auf ihrem Parteitag eine Horrorvisi­on: der Verlust von Kanzleramt und Bürgermeis­tersessel innerhalb

weniger Wochen. Sollte dieses Szenario eintreten, wird es verdammt schwierig für Walter Steidl bei der nächsten Landtagswa­hl. Dann muss er – vielleicht lange – darauf warten, dass sich die politische Großwetter­lage wieder ändert. Sollte sich eine allfällige schwarzbla­ue Bundesregi­erung nämlich unbeliebt machen, dann schlägt das Pendel in den Ländern erfahrungs­gemäß wieder in die Gegenricht­ung aus. Wir erinnern uns: Von so einer Konstellat­ion hat 2004 Gabi Burgstalle­r profitiert.

Aber das wird ihren Nachfolger heute auf dem Parteitag auch nicht aufmuntern.

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Auf zu neuen Höhen . . .
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WWW.SALZBURG.COM/WIZANY

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