Wirtschaftlich und sinnvoll
Kaum ein Bereich ist so anfällig für Vorurteile und Fehleinschätzungen wie der öffentliche Verkehr. So ist manche Skepsis in einigen Leserbriefen erklärbar. Die „Gefäßgrößen“der eingesetzten Fahrzeuge sind solche vorurteilsanfälligen Bereiche. Jedes Fahrzeug, jeder Zug hat eine bestimmte Kapazitätsgröße und hat daher unterschiedliche Leistungsfähigkeiten im Verhältnis zu Fahrer, Schaffner und beförderungsfähigen Fahrgästen. Für einen kleinen Citybus benötigt man genauso einen Fahrer wie für einen Doppelgelenk-Obus. Experimente mit fahrerlosen Bussen sind noch Jahrzehnte von der Alltagstauglichkeit entfernt, besonders bei Fahrzeugen mit über 100 Fahrgästen.
In Salzburg gibt es einen guten Grund, dass im Obuslinienverkehr aus Kapazitätsgründen nur mehr Gelenk-Obusse und keine Solowagen mehr im Einsatz sind. Seit 1989 (PrognosHearing) ist bekannt, dass das innerstädtische Obus- bzw. Busnetz in den Hauptverkehrszeiten längst die Kapazitätsgrenzen erreicht hat. Der Mythos der „leeren Busse“ist längst Geschichte. Seit 1998 sind die von der Stadt Salzburg bestellten gefahrenen Kilometer beim Obus gedeckelt. Mit der Neueinführung von Linien (9, 10, 12 und 14) ist damit, logischerweise, das Basisangebot auf den bestehenden Linien gesunken, wie man im Sommerfahrplan und am Abend leicht feststellen kann. Wenn also aus Konsequenz daraus das Gesamtangebot schlechter wird, die Aufstockung der gefahrenen Kilometer als bestellte Leistung der Stadt nicht in Sicht ist, muss natürlich die Erhöhung der „Gefäßgrößen“vom GelenkObus auf Doppelgelenk-Obusse Realität werden.
Da ist eine befristete Testfahrt eines Doppelgelenk-Obusses zu wenig. Es ist notwendig, die drei Hauptdurchmesserlinien 3, 4 und 7 sofort mit insgesamt 30 Doppelgelenk-Obussen (inkl. Ersatzfahrzeuge) auszustatten, um einen durchgehenden Zehn-Minuten-Takt sicherzustellen. Um für die Zukunft noch mehr Autofahrer zum Umsteigen auf den öffentlichen Nahverkehr bewegen zu können, muss das nächste leistungsfähigere Verkehrsmittel, die Regionalstadtbahn mit Innenstadttunnel, Realität werden. Ein Bus kostet pro gefahrenem Kilometer rund 3 Euro, relativ unabhängig, ob Kleinbus bis 30 Fahrgäste, Gelenkbus mit 100 Fahrgästen oder Doppelgelenk-Obus mit 200 Fahrgästen. Ein Zug der Salzburger Lokalbahn mit rund 600 Fahrgästen kostet pro gefahrenem Kilometer rund 4,50 bis 5 Euro.
Je leistungsfähiger das ÖPNVSystem ist, umso wirtschaftlicher kann es betrieben werden. Richard Fuchs, 5020 Salzburg