Atomwaffen schaffen keine stabile Welt
Die atomare Gefahr auf unserem Globus wächst. Deshalb ist die Vergabe des Friedensnobelpreises 2017 das erwartete politische Signal. Das Komitee in Oslo stärkt die Internationale Kampagne zur Abschaffung der Atomwaffen (ICAN). Sie hat das heuer in der UNO vorgelegte Abkommen zur Ächtung der Atomwaffen angestoßen. Dass sich die etablierten neun Atommächte diesem Verbotsvertrag nicht anschließen wollen, zeigt freilich die vertrackte Weltlage.
Es ist und bleibt eine Horrorvorstellung, dass unser schöner Planet von Atomwaffen x-fach ausgelöscht werden könnte.
Zwar versichern die großen Strategen, dass solche Waffen zur gegenseitigen Abschreckung dienten. Sie seien nicht militärische Mittel, sondern politische Instrumente. Aber mit dem ersten Atombombenabwurf haben die USA 1945 nicht nur den Kriegsgegner Japan niederringen, sondern auch gegenüber dem neuen weltpolitischen Rivalen UdSSR Stärke demonstrieren wollen. In der Kuba-Krise 1962 standen die beiden Supermächte tatsächlich am Abgrund eines Atomkrieges. Auch das Ende des Kalten Krieges hat diesen Albtraum nicht beendet. Von der Vision einer atomwaffenfreien Welt sind wir heute weiter entfernt denn je.
Zum einen haben die Atommächte ihre Verpflichtung nicht erfüllt, ihre eigenen Arsenale gemäß dem Atomwaffensperrvertrag von 1970 massiv abzubauen. Daraus zogen Indien und Pakistan den Schluss, dass ihnen der Besitz der Bombe Prestige und Rang in der globalen Ordnung verschaffen werde.
Zum anderen haben Amerikas Interventionen den Drang zur Bombe verstärkt. 2003 stürzten die USA Iraks Diktator Saddam Hussein mit der falschen Behauptung, dass sein Regime über Atomwaffen verfüge. 2011 stützten die USA das Eingreifen zum Sturz des libyschen Diktators Muammar alGadafi, obwohl dessen Regime atomar abgerüstet hatte. Daraus zogen die Machthaber in Nordkorea und die Hardliner im Iran den Schluss, dass sie möglichst schnell in den Besitz der Bombe gelangen müssten, um gegen Amerikas Absichten eines gewaltsamen Regimewechsels geschützt zu sein.