Eigentum oder nicht? Das ist eine wesentliche Frage auch im geförderten Wohnbau.
Wohnen in den eigenen vier Wänden ist nach wie vor stark gefragt. Allerdings geht der Eigentumsanteil bei den Jungen zurück. Das könnte in der Pension zum Problem werden.
DDie auch im laufenden Wahlkampf immer wieder aufkommende Debatte über Wohnen in Österreich, sei es im Eigentum oder in Miete, eignet sich zwar hervorragend als Thema, die Lösung ist aber alles andere als einfach. Gerade die Frage ums Eigentum trennt die Noch-Koalitionäre deutlich. Vor allem weil die Hauptstadt Wien mehrheitlich ein Mietmarkt ist, während in den Bundesländern Eigentum vorherrscht. Viele Umfragen bestätigen überdies, dass der Wunsch des Österreichers nach einem Haus im Grünen nach wie vor ungebrochen ist. Der FH-Dozent Wolfgang Amann hat sich auf die Suche nach Gründen für das Eigentum gemacht. Die Ergebnisse präsentierte er bei den St. Wolfganger Tagen der ARGE Eigenheim, einem ÖVP-nahen Zusammenschluss gemeinnütziger Bauträger. Schon die Statistik zeigt die Unterschiede zwischen den Bundesländern. Denn die höchste Eigentumsrate von 71 Prozent hat das Burgenland, nur zwei Prozentpunkte davon entfallen auf Eigentumswohnungen, der Rest auf das eigene Haus. Vor allem die westlichen Bundesländer weisen einen Eigentumswohnungsanteil von zwölf bis 15 Prozent auf. Wien hingegen wird zu 13 Prozent im Eigentum und zu nur sechs Prozent im Eigenheim bewohnt. Der Österreich-Durchschnitt sieht eine 50:50-Aufteilung zwischen Eigentum und Miete.
„Überraschend ist, dass bei den Jungen die Eigentumsquote von 28 auf 18 Prozent gefallen ist“, sagt Amann, „das ist zum Beispiel bedeutend, weil im dritten Lebensabschnitt ein ausbezahlter Wohnraum erheblichen finanziellen Spielraum ermöglicht.“Er hat die – nicht beweisbare – Theorie aufgestellt, dass der Erwerb von Eigentum auch einen gewissen „Druck“erzeugt, in höhere Jobs und damit besseres Einkommen aufzusteigen. Amann stellte aber auch fest, dass die Zahl der frei finanzierten Wohnungen stark steigend ist, jene der geförderten aber rückläufig. „Das könnte bei steigenden Zinsen ein Problem werden.“Die Gemeinnützigen würden heute de facto nur mehr Mietwohnbau betreiben, lediglich fünf Prozent des Bauvolumens entfielen auf Eigentum. „In den 80er-Jahren war das noch die Hälfte.“Zwar verfügten 70 Prozent der neu gebauten gemeinnützigen Wohnungen über eine Kaufoption, „doch das ist kein Ersatz für Direktinvestitionen“, betont der Experte. Er plädiert deshalb für mehr Eigentum: Es gebe mehr Wahlmöglichkeiten für Suchende, eine Absicherung für die Pension, ermögliche Vermögensbildung in vielen Schichten und erhöhe die „Wohnzufriedenheit“. Negativ sieht er das Finanzierungsproblem vor allem für jüngere Haushalte – zum Beispiel durch ein verändertes Zinsniveau – aber auch die geringere Arbeitsmobilität.