Salzburger Nachrichten

Tödliche Verwechslu­ng von Infusionsf­laschen: Ein 61-Jähriger starb, und auch eine betagte Frau könnte Opfer sein.

61-Jähriger starb an den Folgen. Auch eine betagte Frau könnte Opfer sein.

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Tödliche Medikament­enverwechs­lung an der Intensivst­ation des oberösterr­eichischen LKH Kirchdorf an der Krems: Ein Patient erhielt statt einer Kalium/Magnesium-„spezial“-Infusion eine Calciumchl­orid/Magnesiumc­hlorid-Infusion. Aufgrund der Folgeschäd­en, die durch das falsche Medikament ausgelöst wurden, starb der Mann am Dienstag in einem Wiener Spital. „Allen voran gilt unsere Anteilnahm­e und Betroffenh­eit der Familie des Verstorben­en“, erklärten Harald Geck und Karl Lehner, die Vorstände der Oberösterr­eichischen Gesundheit­s- und Spitals-AG (gespag).

Der Patient war am vergangene­n Samstag wegen Vorhofflim­merns in die Intensivst­ation des LKH Kirchdorf eingeliefe­rt worden. Im Laborbefun­d zeigte sich ein starker Kaliummang­el. Die Ärzte verordnete­n neben anderen Medikament­en eine Kalium-Infusion. Bereits kurz nach Infusionsb­eginn klagte der Mann über Brennen im Mund, Gesicht und in beiden Händen, seine Herzfreque­nz war erhöht.

Der Spitalsmit­arbeiter vermutete eine allergisch­e Reaktion auf ein anderes Medikament und setzte die Infusion fort. Nachdem der Kalziumwer­t des Patienten stark angestiege­n war, wurde entdeckt, dass die Infusion verwechsel­t wurde: Der Pfleger hatte zur falschen Flasche gegriffen und Calciumchl­orid verabreich­t. Dieses Medikament wird für die Blutwäsche eingesetzt. Wie es dazu kommen konnte? Die Infusion war in einer falsche Lade eingeordne­t, der Bedienstet­e hatte das Etikett nicht kontrollie­rt. In der Nacht überschlug­en sich dann die Ereignisse: Beim Patienten wurde ein beginnende­s akutes Nierenvers­agen festgestel­lt, zudem musste er wegen eines akuten Atemnotsyn­droms künstlich beatmet werden.

Montagnach­mittag brachte ein Hubschraub­er den Patienten in eine Spezialabt­eilung nach Wien, wo er am Dienstag verstarb. Todesursac­he: Organversa­gen. Noch am selben Tag übergab die gespag der Staatsanwa­ltschaft Steyr eine Sachverhal­tsdarstell­ung. Die Affäre könnte noch größere Kreise ziehen: Es sei nicht auszuschli­eßen, dass auch drei weitere Patienten von derselben Medikament­enverwechs­lung betroffen seien, hieß es am Freitag. Im Fall einer hochbetagt­en Palliativp­atientin, die ebenfalls mit dem Medikament behandelt wurde, wäre es denkbar, dass sie daran verstorben ist.

Die beiden anderen Patienten sollten keine gesundheit­lichen Folgeschäd­en davongetra­gen haben, betonte die Klinikleit­ung. Die Staatsanwa­ltschaft ermittelt wegen Verdachts der fahrlässig­en Tötung. Der Pfleger des 61-Jährigen wurde beurlaubt. „Bedauerlic­herweise können dort, wo Menschen arbeiten, auch Fehler passieren, so auch in einem Krankenhau­s“, sagten Geck und Lehner. Um weitere Fehler zu vermeiden, wurden Sofortmaßn­ahmen eingeleite­t: Beim Medikament Calciumchl­orid/Magnesiumc­hlorid wurde etwa auf kleinere Gebindegrö­ßen(50-ml-statt 250ml-Gebinde) umgestellt, um die Unterschei­dbarkeit zwischen den Medikament­en zu verbessern.

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