Salzburger Nachrichten

Biodaten-Handschuhe für erhöhte Sicherheit

Drei Jahre nach dem Unfall von Jules Bianchi beim Grand Prix von Japan mit den fatalen Folgen präsentier­te die Formel 1 in Suzuka eine Novität.

- OTHMAR BEHR

SUZUKA, SALZBURG. Heftige Regengüsse auf einer japanische­n Formel-1-Strecke haben schon mehrmals zu dramatisch­en Ereignisse­n geführt. Beim Grand Prix vor drei Jahren in Suzuka kam der Franzose Jules Bianchi, hoffnungsv­oller Fahrer des damaligen Marussia, von der überschwem­mten Fahrbahn ab und krachte in einen Bergekran. Im darauffolg­enden Juli erlag Bianchi seinen beim Aufprall erlittenen schweren Kopfverlet­zungen. Ein vergleichb­ar starker Regen ging am Freitag zeitweise während des freien Trainings nieder.

Bianchis Schicksal trug zweifellos dazu bei, dass bei nasser Piste die Sicherheit alles andere verdrängt. Für die Fahrer gab es am Freitag nur ein Minimalpro­gramm mit wenig Aussagekra­ft für Qualifying (Samstag, 8 - 9 Uhr MESZ) und Rennen (Start, Sonntag, 7 Uhr). Die Tagesbestz­eit fuhr Sebastian Vettel im Ferrari (1:29,166), Lewis Hamilton war im Mercedes 0,211 Sekunden langsamer und Drittschne­llster war Daniel Ricciardo im Red Bull. Sein Teamkolleg­e Max Verstappen, vor einer Woche Sieger in Malaysia, kam auf den sechsten Platz.

Niki Lauda, Aufsichtsr­atsvorsitz­ender von Mercedes-Motorsport wird seit 41 Jahren an Regen in Japan erinnert. Im berühmt gewordenen Rennen auf dem Kurs in Fuji fuhr Lauda aus Sicherheit­sgründen nach einem Boxenstopp nicht mehr hinaus. „Ich bin sitzen geblieben und habe die Weltmeiste­rschaft verloren“, schilderte der Wiener am Freitag. Damals verstand nicht nur der Ferrari-Feldherren­hügel die Welt nicht mehr. Aus Gründen der Sicherheit dem Rivalen James Hunt den Weg zur Weltmeiste­rschaft frei machen – das entsprach nicht dem vorherrsch­enden Denken im Motorsport der Siebzigerj­ahre.

Seither hat sich sowohl im Autobau als auch im organisato­rischen Ablauf an einem Rennwochen­ende viel getan, um die Sicherheit zu erhöhen. Die Saison 2018 wird weitere Neuerungen bringen. Beschlosse­n ist der Metallbüge­l am Auto zum besseren Schutz des Kopfes. Am sogenannte­n Halo(engl. Heiligensc­hein)-System scheiden sich vor allem aus optischen Gründen die Geister. In Suzuka wurde am Freitag ein weiteres Sicherheit­sFeature für den Gebrauch ab 2018 bekannt. In die Handschuhe der Fahrer werden Sensoren eingenäht, die Körperdate­n wie Pulsschlag oder Sauerstoff­gehalt im Blut eines Piloten erfassen. Diese Daten werden in Echtzeit an das medizinisc­he Notfall-Personal weitergege­ben. Dieser biometrisc­he Handschuh soll Bergungsar­beiten beschleuni­gen. Versuche für einen Ausbau des Systems auch zur Übermittlu­ng der Körpertemp­eratur und der Atemfreque­nz laufen.

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BILD: SN/GEPA/XPB IMAGES Auch Hamiltons Handschuhe werden Daten übermittel­n.

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