Der Tag, an dem die Ära des Sonnenkönigs zu Ende ging
SALZBURG. Aus dem Radio dröhnten Nenas „99 Luftballons“und Peter Schillings „Major Tom“. Die Neue Deutsche Welle, die musikalisch übers Land schwappte, war der musikalische Begleiter des Endes der sozialdemokratischen Ära, die 1970 in Österreich begonnen hatte. 13 Jahre hatte Bundeskanzler Bruno Kreisky das Land mit einer Alleinregierung beherrscht, bei der Nationalratswahl am 24. April 1983 war es damit vorbei. Kreisky verlor 3,4 Prozent der abgegebenen Stimmen und erreichte 47,6 Prozent. Die ÖVP legte leicht zu und erreichte 43,2 Prozent, die Freiheitlichen fünf Prozent.
Das politische Ende des Sonnenkönigs hatte sich angekündigt. Die Arbeitslosigkeit war angestiegen, die verstaatlichte Industrie wie die Voest und die Vereinigten Edelstahlwerke waren stark defizitär und mussten vom Steuerzahler mit 21 Mrd. Schilling (1,526 Mrd. Euro) gerettet werden. Die Staatsverschuldung war sprunghaft angestiegen, Kreisky wollte mit Steuererhöhungen entgegenwirken. Das „Mallorca-Paket“, das er ausgearbeitet hatte, enthielt unter anderem die Einführung einer Quellensteuer, die „Sparbüchlsteuer“genannt wurde und äußerst unbeliebt war. Dazu kam, dass Kreisky ein Jahr zuvor, trotz mehr als einer Million Unterschriften gegen den Bau des Konferenzzentrums in Wien, diesen durchgezogen hatte.
1983: Das Atomkraftwerk in Tschernobyl war noch nicht explodiert, Aids war nicht bekannt, das Fernsehen bestand aus ORF 1 und ORF 2. Handys existierten nicht, dafür Halb- und Viertelanschlüsse beim Festnetztelefon, dabei teilten sich zwei oder vier Haushalte einen Telefonanschluss.
Und noch etwas gab es: Die Grünen kandidierten erstmals für den Nationalrat. Und zwar mit zwei Listen, mit der linken Alternativen Liste und mit der bürgerlichen VGÖ. In den Nationalrat schafften es beide nicht.