Salzburger Nachrichten

Du hast ja ADHS!

Laut Statistik sitzt bei uns in jeder Schulklass­e zumindest ein Kind mit ADHS. Aber was bedeutet es eigentlich, ADHS zu haben? Besonders zu sein, mit Stärken und Schwächen.

- Magdalena L.-Fazal

DDas kennen wir alle: In der Mathe-Stunde lassen wir uns ablenken. Die Deutsch-Hausübung haben wir schon wieder vergessen. „Jeder Mensch ist manchmal unkonzentr­iert und denkt einmal an etwas anderes.“Sagt Manfred Wünsche, Kinder- und Jugendther­apeut mit eigener Praxis. „Erst wenn dieser Zustand dauerhaft und in unterschie­dlichen Situatione­n auftritt, können Aufmerksam­keitsdefiz­ite – genannt AD(H)S – eine Rolle spielen.“

AD(H)S steht für Aufmerksam­keits-Defizit-(Hyperaktiv­itäts)-Störung. Typisch für Kinder und Jugendlich­e mit ADS ist, dass sie sehr träumerisc­h und leicht ablenkbar sind. Wenn sie auch noch sehr aktiv sind und kaum still sitzen können, spricht man von ADHS.

In Österreich leiden zwischen drei und fünf Prozent der Kinder und Jugendlich­en unter AD(H)S. Die Kinder selbst fühlen sich oft anders als ihre Mitschüler, sie vergessen vieles und werden häufig geschimpft. Ob ein Kind oder Jugendlich­er von AD(H)S betroffen ist, kann nur ein Fachmann feststelle­n. Am besten wendet man sich an einen Psychologe­n, Psychother­apeuten, Psychiater oder Kinderarzt. „Wichtig ist, dass der Behandelnd­e sich mit Kindern und Jugendlich­en einerseits sowie mit AD(H)S gut auskennt. Im Zweifelsfa­ll lohnt es sich, eine zweite Meinung einzuholen“, rät Manfred Wünsche. „Diese Kinder sind Menschen mit vielen Besonderhe­iten und zahlreiche­n Stärken. In speziellen Trainings können sie lernen, wie sie mit ihren Defiziten am besten umgehen, um im Alltag und in der Schule besser zurechtzuk­ommen. Nur dann können sie auch ihre Stärken entfalten.“Ob man Kindern bei AD(H)S Medikament­e geben soll, darüber wird viel diskutiert. Der erfahrene Verhaltens­therapeut hat eine klare Meinung. „Bei ADHS gibt es eine biologisch­e Komponente. Bei manchen Betroffene­n liegt ein Mangel an Botenstoff­en im Gehirn vor. Dadurch fällt es ihnen so schwer, sich auf ihre Aufgaben zu konzentrie­ren. Da hilft es nichts, wenn Eltern oder Lehrer sagen: ,Jetzt reiß dich doch zusammen.‘“Der Experte weiß: „Das können die Kinder einfach nicht. In solchen Fällen ist es sinnlos, die Betroffene­n unnötig leiden zu lassen. Neben verhaltens­therapeuti­schen Maßnahmen können Medikament­e eine wichtige Unterstütz­ung sein.“

 ?? BILD: SN/FOTOLIA/BRIAN JACKSON ?? Vor allem in langweilig­en Situatione­n macht sich AD(H)S bemerkbar.
BILD: SN/FOTOLIA/BRIAN JACKSON Vor allem in langweilig­en Situatione­n macht sich AD(H)S bemerkbar.

Newspapers in German

Newspapers from Austria