Ausbildung: Lehre kämpft gegen Master
Bei der Bundestagung der Jungen Industrie zogen sich die Diskutanten die Boxhandschuhe an: Was ist besser – Lehre oder Studium?
In der Mitte des Raums steht ein Boxring. In einer Ecke wärmt sich Alexander Wagner auf. Der 24-Jährige ist Staatsmeister – jedoch an der Fräse. Denn im Duell Meister gegen Master, Lehre gegen Studium, wird mit Worten gekämpft. Die Junge Industrie hat das Duell bei ihrer Bundestagung ausgerufen. In der anderen Ecke steht Maxi- milian Aichinger. Der 18-Jährige macht demnächst Matura, er will Rechtswissenschaften studieren.
Was ist besser, Lehre oder Studium? Es komme auf die Neigung an. „Ich wollte mich in allen Bereichen weiterbilden“, sagt Aichinger. Das Gymnasium habe aber einen Nachteil. Als AHS-Maturant müsse er studieren, um interessant für Firmen zu sein. Dem 18-Jährigen fehlt zudem im Unterricht die Praxis. „Ich würde mir wünschen, dass Experten erzählen, wie sie arbeiten.“
Wagner hatte es hingegen in der HTL versucht, wo er aber nicht glücklich wurde. „An der Maschine zu stehen macht mir sehr viel Spaß.“Für ihn hat die Ausbildung aber nicht mit dem Lehrabschluss geendet. Nach dem Meister studiert er nun Wirtschaftsingenieurswesen. „Es war der perfekte Weg für mich, zuerst Praxis, dann weiterbilden.“
Der Kampfrichter geht dazwischen: Johannes Kopf, Vorstand des Arbeitsmarktservices. Was braucht die Wirtschaft? „Gesellen und Maturanten sind gleich gefragt am Arbeitsmarkt.“Erfolg hänge nicht immer vom Abschluss ab. Niemand wisse, welche Qualifikationen die Unternehmen übermorgen bräuchten. Sein Rat: „Lehre und Matura sind keine Sackgasse. Bleiben Sie offen, bleiben Sie neugierig.“