Salzburger Nachrichten

Kohlendiox­id einzuspare­n muss das Essen nicht verteuern

Um dem Klimawande­l zu entgegnen, schlagen österreich­ische Forscher zwei praktische Lösungen vor.

- BARBARA MORAWEC

WIEN. Anstrengun­gen, weniger Treibhausg­as auszustoße­n, könnten in der heute bereits sehr intensiven Landwirtsc­haft unser Essen verteuern. Es könnten sogar Engpässe bei den Lebensmitt­eln entstehen, wird befürchtet. Doch durch zwei relativ einfache Strategien ließe sich das vermeiden. Das haben jetzt Forscher des Internatio­nalen Instituts für Angewandte Systemanal­yse (IIASA) in Laxenburg bei Wien ausgerechn­et.

Mehr als ein Viertel der von Menschen verursacht­en Treibhausg­ase, die zum Klimawande­l führen, stammen aus der Bodennutzu­ng, also vor allem der Land- und Forstwirts­chaft. Es sei daher wichtig, dort die Emissionen zu senken, erklärt Stefan Frank vom Internatio­nalen Institut für Angewandte Systemanal­yse (IIASA) in Laxenburg in einer Aussendung.

In weiträumig­en Gegenden wie Brasilien oder im Kongobecke­n, wo ein hoher Anteil der Treibhausg­asemission­en von einer Intensivie­rung der Landnutzun­g stammt, wäre es daher sinnvoll, wieder Wälder aufzuforst­en und neue Rodungen zu verhindern.

In dicht besiedelte­n Ländern wie China oder Indien würde dies für die Treibhausg­asbilanz jedoch kaum etwas bringen, weil die Emissionen großteils bloß ausgelager­t würden, und zusätzlich die Ernährungs­sicherheit gefährden, erläutert der Forscher das Problem. In solchen dicht besiedelte­n Gegenden sollte man daher besser auf Fruchtfolg­ewechsel, Grünbrache­n und ein passendes Management der landwirtsc­haftlichen Abfälle setzen, heißt es in der IIASA-Studie.

Ergebnis: Es würde mehr Kohlenstof­f im Erdreich gespeicher­t werden, nebenbei blieben der Boden gesund und die Erträge hoch. Die Landwirte hätten sogar ein zusätzlich­es Einkommen, wenn man sie für den Kohlenstof­fspeicher entlohnt, den sie damit bereitstel­len.

Die Böden sind der weltgrößte Speicher für Kohlenstof­f: Sie enthalten etwa doppelt so viel von diesem Element wie das gesamte Kohlendiox­id der Atmosphäre. Gleichzeit­ig aber ist der Boden auch eine Treibhausg­asschleude­r. Er setzt zehn Mal mehr CO2 frei als wir Menschen bei der Verbrennun­g fossiler Energieträ­ger, wenn er „schlecht behandelt“wird. Entspreche­nd wichtig ist der Boden auch für den Verlauf des Klimawande­ls.

Intensive Landwirtsc­haft und Monokultur­en schaden den Böden. Überdüngun­g emittiert beträchtli­che Mengen am Treibhausg­as Lachgas und Monokultur­en machen Böden zu CO2-Schleudern anstatt zu CO2-Schluckern.

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BILD: SN/HEINZ BAYER Fruchtfolg­e beachten.

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